Station: [21] Haus Olesen innen


F: Hereinspaziert! Und wenn Sie das Haus von der Gartenseite betreten, vergessen Sie nicht, sich die Schuhe abzuputzen! Der Steinbelag, der noch einen Meter in den Flur hineinführt, ist dafür gedacht: ein eingebauter Fußabtreter…

M: Der mittige Flur teilt das uthlandfriesische Haus in zwei gleich große Teile: den Wohnbereich der Menschen auf der einen, die Stallungen und landwirtschaftlichen Räume auf der anderen Seite. Hier im Flur erkennen Sie auch die besondere Konstruktion dieses Haustyps. Es ist ein Ständerbau, und der Dachstuhl liegt nicht auf den Außenmauern, sondern auf hölzernen Ständern auf, die sich in zwei Reihen, einen knappen Meter von der Außenwand entfernt, längsseitig durch das gesamte Haus ziehen.

F: Beidseitig des Flures gehen die Räume ab: Im Wohnbereich sind es Küche und Kammer sowie die Wohnstube und die dahinterliegende Gute Stube: die Dörnsk und der Pesel.

Die Wohnstube, die Dörnsk, war neben der Küche der einzige beheizbare Raum im Haus. Der Ofen wurde von der Küche aus befeuert, und wenn er richtig schön warm war, konnte man die Messingknöpfe abschrauben und sich als Handwärmer in die Tasche stecken.

M: Hier, im beheizten Wohnzimmer, befinden sich auch zwei der drei im Haus vorhandenen Schrankbetten – die so genannten Alkoven – eines davon gleich links neben der Eingangstür. Ist Ihnen aufgefallen, dass es sehr kurz ist? Die Menschen früherer Zeiten schliefen nicht lang ausgestreckt wie wir, sondern im Halbsitzen… Man hatte Angst nicht aufzuwachen und von einem Unglück überrascht zu werden: einem Feuer oder einer Sturmflut. Die Menschen waren auch abergläubisch: flach zu liegen erinnerte sie an die Toten, die zuhause noch bis zum Tag der Beerdigung aufgebahrt lagen.

F: Die Wände der Wohnstube schließlich dürften Ihnen bekannt vorkommen: Sie sind mit den Fliesen besetzt, die die Seefahrer aus den Niederlanden mitbrachten.

M: Links vom Wohnzimmer befindet sich die Küche mit ihrer gemauerten Herdstelle. Direkt über der Kochstelle befindet sich der Rauchabzug. Eine Besonderheit stellt der ebenerdige Backofen dar. Haben Sie die quadratische Holzklappe auf dem Boden bemerkt? Sie verdeckt ein etwa 50 cm tiefes Loch.

Auf Ihrem Bildschirm sehen Sie jetzt ein historisches Bild: Um den ebenerdigen Ofen besser zu bestücken, setzte sich die Hausfrau ganz einfach in das Loch. Schon ging die Arbeit leichter von der Hand!

F: Gegenüber der Küche, auf der anderen Seite des Flurs, befindet sich die Tenne, in der heute verschiedene landwirtschaftliche Gerätschaften ausgestellt sind. Und links neben der Tenne ist der Stall. Hier standen zwei oder drei Kühe, im hinteren Stall vielleicht auch ein Pferd, einige Schafe und Hühner. Das Vieh stand mit dem Kopf zur Außenwand, die übrigens um Mauersteine zu sparen nur aus Grassoden bestand. Der Dung fiel gleich in die Rinne und konnte durch die Stalltür nach draußen, auf den Misthaufen transportiert werden. Die Dungrinne diente übrigens auch den Menschen als Toilette, denn ein Badezimmer gab es nicht.

M: Als das Haus vor 400 Jahren erbaut wurde, gehörte es in dem Dorf Alkersum zwar nicht zu den größten, aber etwa ein Fünftel der Häuser waren noch deutlich kleiner als dieses. Bestes Mittelmaß also. Über die Jahrhunderte ist das Haus nie durch Scheunenanbauten vergrößert worden, wie es auf Föhr durch die zunehmende Intensivierung der Landwirtschaft allgemein üblich wurde. In den 1920er Jahren lebte die letzte Bewohnerin daher für ihre Zeit in einem sehr ärmlichen Haus.

Fotos: © Dr.-Carl-Häberlin-Friesen-Museum