Station: [16] Rationale Arzneimitteltherapie und Arzneimittelforschung


Weiter geht es mit der jüngeren Geschichte. Wir wenden uns der Arzneimittelforschung zu. 

Die letzte bemerkenswerte Entwicklung ist die Entstehung der pharmazeutischen Industrie und der systematischen Arzneimittelforschung. Auch hier waren Apotheker in vielen Fällen Geburtshelfer. Der Darmstädter Apotheker Emanuel Merck zum Beispiel spezialisierte sich im 19. Jahrhundert auf die Isolierung und den Vertrieb von pflanzlichen Inhaltsstoffen, der Alkaloide. Heute sind sowohl die Unternehmen Merck in Darmstadt als auch Merck & Co in den USA große Player in der Pharmaindustrie. Beide Firmen haben ihre Wurzeln in der Darmstädter Engel-Apotheke. 

Merck ist nur ein Beispiel. Eine ähnliche Geschichte erzählt das Verbandstoff- und Kosmetikunternehmen Beiersdorf AG mit seinen Schlachtschiffen Hansaplast und Nivea. Und die Schering AG, ein großer Pharmakonzern in Berlin, der 2006 von Bayer übernommen wurde. Auch diese großen weltweit agierenden Konzerne sind aus Apothekerfamilien hervorgegangen. Eines der bekanntesten Mittel aus dem Hause Bayer dürfte Aspirin sein.

Wir können uns heute nicht mehr vorstellen, wie bitter wenig wirksame Arzneimittel es vor zweihundert Jahren noch gegeben hat. Das neunzehnte und insbesondere das zwanzigste Jahrhundert stehen für eine stürmische Entwicklung und Ausweitung des Arzneischatzes. Neben Hygiene sind es insbesondere Impfstoffe, Antibiotika und neue Arzneistoffe, die für eine sprunghafte Verlängerung der Lebenserwartung und die Möglichkeit einer effektiven Behandlung vieler Krankheiten sorgen.

Die nächste Station ist in unserem Labor, direkt neben der Materialkammer.

Alle Abbildungen: © Trüpschuch