Das Zurichten @museum.de

Der Gerbprozess von Hartleder in den Lohgruben dauerte lange: bis zu zwei Jahre. Die Mischung aus Rinde und Wasser löste die in der Rinde vorhandenen Gerbstoffe heraus. Das mehrmalige Umsetzen sorgte für ein gleichmäßiges Einwirken dieser Lohe und verwandelte die dicken Rinderhäute in „lohgares“ Leder. Dieses sollte gleichmäßig rotbraun gefärbt, gleichmäßig fest und trotzdem biegsam sein.

Jetzt begann das Zurichten: Nach dem Öffnen der Gruben wurden die nassen Lederhäute mit einem „Hippe“ genannten Messer der Länge nach in zwei Teile geteilt und anschließend getrocknet. Mit der Wurzelbürste entfernte der Gerber noch anhaftende Reste von Lohe und verdichtete das Leder weiter – früher mit einem einfachen Hammer, seit Beginn des 20. Jahrhunderts erleichterte die Lederwalze diese schwere Arbeit.

Schließlich war das Hartleder fertig für den Verkauf an Schuhmacher und andere Leder verarbeitende Betriebe.

Mit dem Weichleder verhielt es sich anders: Es wurde nach dem Farbgang nicht in die Lohgruben geschichtet, sondern mit einem warmen Gemisch von Fischtran und Rinderfett auf der Fleischseite eingefettet. Dickere Weichleder kamen dazu in das Walkfass, wo dieses Fettgemisch regelrecht in die Häute eingearbeitet wurde. Ein geschickter Gerber arbeitete die Häute nun auf dem Zurichtetisch nach und beseitigte Falten und Unebenheiten mit dem Stein- oder Eisenreck.

Wenn er alles zu seiner Zufriedenheit bearbeitet hatte, nagelte er die gefetteten Häute an Stangen und breitete sie zum Trocknen aus.

Die Feinarbeit bestand aus leichtem Nachstoßen auf dem Zurichtetisch, dem Entfernen von Unterhautresten mit dem Blanchiereisen. Auch überflüssige Fettreste wurden abgenommen. Und damit war Riemenleder fertig für den Gebrauch.

Für die ganz feinen Ledersorten stand nun nochmals eine Behandlung mit Kernseife und Fischtran an. Der Krispel oder das Pantoffelholz machten das Leder geschmeidig, nachgeglättet wurde mit dem Glasreck. So entstanden zum Beispiel feinste Handschuhe.