Station: [12] Der Hotzenwald


Brrr, ist das kalt. Und der Schnee, wie hoch der liegt! Zu Fuß ist da kein Durchkommen mehr. Und schon gar nicht mit dem schweren Musterkoffer. Mit dem ist es ja schon ohne Schnee eine gemeine Plackerei. Nein, nein, zu Fuß, das geht nicht. Ich werde wohl von Görwihl aus mit dem Schlitten hinunterfahren müssen. Anders werde ich die Bahnstation in Albbruck nicht pünktlich erreichen.

Ich muss nur darauf achten, die Stoffe und den Musterkoffer ja recht gut zu sichern. Nicht dass mir bei der Fahrt in Tal noch etwas verloren geht.

Ich habe ja schon einiges gesehen. Als Textilvertreter bin ich kreuz und quer durch Württemberg gereist. Aber so etwas wie diesen Hotzenwald … das ist mir beileibe noch nicht untergekommen. Diese tiefen Schluchten und tosenden Bäche! Und diese Wälder erst – so tief und dunkel, dass man meinen könnte, man sei in einer Höhle gefangen.

Bei klarer Sicht sieht man von den Bergen hier im Südschwarzwald die Alpen, das ist schon ein herrlich imposanter Anblick. Aber lass mal den Nebel aufsteigen ... dann ist es so düster … da meinst du, es gibt kein Morgen. Und Nebel hat es hier oft. Hotzenwald? Was ist das überhaupt für ein seltsamer Name? Manche meinen ja, der Name käme von den Pumphosen, den sogenannten Hotzen. Die Männer aus der Gegend haben solche weit gefalteten Pumphosen früher getragen. Andererseits: Hotz bedeutet im Alemannischen auch Bauer. Vielleicht kommt der Name daher.

Was ich auf jeden Fall weiß: Den Namen Hotzenwald gibt es noch gar nicht sooo lange. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts taucht der Name auf. Früher war die Gegend die Grafschaft Hauenstein und gehörte zu Vorderösterreich. Die Habsburger hatten hier also das Sagen. Wenn ich es richtig weiß, dann wurde die Grafschaft aber 1806 ins Großherzogtum Baden eingegliedert. So, der Schlitten ist gepackt. Dann wollen wir uns mal auf den Weg machen.

Alle Abbildungen: © BRENNET Textilmuseum