Station: [3] Emmerich und der Rhein


Wie überwindet man Flüsse und Ströme? Wie gelangt man ans andere, so nahe scheinende Ufer? Für Menschen, die in direkter Nachbarschaft zu einem Strom leben, sind diese Fragen alltäglich.

Da ist zuerst der Heilige Christophorus, hier in einem 500 Jahre alten Standbild aus Eichenholz dargestellt. Der riesige Mann hat sich die Hosen hochgekrempelt, hält den Wanderstab fest in der Hand und watet durch die Fluten. Auf seinen Schultern: das Jesuskind, das – so will es die Legende – immer schwerer und schwerer wird. Doch Christophorus hält durch, kämpft sich durch den Fluss, erreicht das andere Ufer… und wird schließlich als Schutzpatron der Reisenden verehrt.

Die überlebensgroße Figur stand seit dem frühen 16. Jahrhundert in einem Emmericher Stadttor – dem Christoffeltor. Gleich dahinter, zu seinen Füßen, querten Schiffe den Strom: Jahrhundertelang transportierten Fähren Menschen, Tiere und Waren über den Rhein: als Ruder-, Segel-, Gierfähren und schließlich als motorgetriebene Schiffe.

Folgerichtig trägt auch die letzte Fähre, die in Emmerich über den Rhein fuhr, den Namen des stromüberwindenden Schutzheiligen: Ein Modell der Fähre „Christophorus“ ist in der Mittelvitrine zu sehen. Die Fähre verkehrte zwischen 1962 und 1965 und konnte pro Fahrt 22 PKW transportieren. Zum Vergleich: Heute nutzen 20.000 Fahrzeuge pro Tag die Rheinbrücke. Kein Wunder, dass der Betrieb von „Christophorus“ mit Eröffnung der Brücke eingestellt wurde.

Nicht nur der Fährverkehr, auch der Schiffsbau ist aus Emmerich verschwunden. An der Wand rechts neben den Fenstern sehen Sie ein Modell der Schiffswerft Prenger, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an der unteren Rheinpromenade ihren Sitz hatte. Der helle Weg, der quer durch die Werftanlage führt, ist ein Abschnitt der heutigen Rheinpromenade. Wenn ein neu gebautes Schiff zu Wasser gelassen werden sollte, musste die Promenade gesperrt werden. Rechts und links drängten sich die Schaulustigen. Doch das späte 19. Jahrhundert brachte das Ende des Holzschiffbaus. Der Sohn des Werftgründers Heinrich Prenger verlegte sein Unternehmen rheinaufwärts nach Ruhrort und baute fortan eiserne Schiffe.

Wie sich die Rheinschifffahrt im Laufe der Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende entwickelte, das zeigt Ihnen der nächste Raum. Sehen Sie die beiden Türen an der Längsseite dieses Raumes? Sie führen zu unserer nächsten Station.

 

Foto: © Claudia Klein