Station: [8] Haus 1_1.OG: Elzevier- und Estienne-Bibel


F: Stolze 11 Kilogramm wiegt die mächtige Bibel hier in der Vitrine. Sie gilt als Meisterwerk der Typografie und entstand im Jahr 1669 im Amsterdamer Druckhaus von Louys und Daniel Elzevier. Dementsprechend wird sie als „Elzevier-Bibel“ bezeichnet. Auch die sogenannte „Estienne-Bibel“ von 1565 trägt den Namen ihres Druckers bzw. Verlegers: Henri Estienne stammte aus einer angesehenen Buchdruckerfamilie in Genf. Ein anderes Familienmitglied namens Jacob Estienne war sogar in Kassel als Drucker tätig.

M: Unser Stadtmuseum verfügt über 160 verschiedene Ausgaben calvinistischer Bibeln beziehungswiese Neuer Testamente; 38 sind Altarbibeln im Folioformat. Acht Bibeln der Sammlung stammen aus dem 16., 40 aus dem 17. Jahrhundert. Eine wirklich hochkarätige Sammlung!

F: Und die Vielzahl der Bibeln hat ihren Grund: Denn „sola scriptura“, also „allein durch die Schrift“ sollte sich die wahre christliche Lehre verbreiten, darin waren sich die Reformatoren einig. Und so war es unabdingbar, das Wort Gottes für alle verständlich in den Volkssprachen zu verbreiten. Martin Luther übersetzte die Bibel ins Deutsche, Johannes Calvins Cousin Pierre Robert Olivétan ins Französische. Olivétans Bibel erschien 1535 im schweizerischen Neuchâtel. Schon drei Jahre später starb der Übersetzer. Doch sein Cousin Calvin überarbeitete den Text und versah die späteren Bibelausgaben mit einem Vorwort und seinen Kommentaren.

M: Die strenge Konzentration auf das Wesentliche – das Wort – und damit der direkte Zugang zu Gott standen im krassen Gegensatz zu den Bildern und Heiligenlegenden der traditionellen (katholischen) Kirche. Polemisch hieß es daher, Calvin wolle wohl eine „Bibliokratie“, also eine Bibelherrschaft begründen! Hierin zeigt sich die enorme Bedeutung, die die Heilige Schrift für die reformierten Gläubigen hatte.

F: Gehen Sie nun bitte weiter zur Statue des hessischen Landgrafen Karl.

Fotos: © Stadt Hofgeismar / Paavo Blåfield