Station: [20] Haus 2_1. OG: Die Nazi-Zeit
F: Während des Zweiten Weltkriegs ermordeten die Nazis fast sechs Millionen europäischer Jüdinnen und Juden, mehr als 350.000 mussten fliehen. Auch in Hofgeismar hatte die jüdische Bevölkerung unter der Nazi-Herrschaft zu leiden. Nazi-Schergen boykottierten und plünderten ihre Geschäfte, verprügelten sie und zwangen sie zur Flucht. Aus ehemaligen Freunden wurden Verfolger, aus Nachbarn wurden Feinde. Nur wenige hatten den Mut, ihren jüdischen Nachbarn beizustehen.
M: Viele Juden, die im Deutsch-Französischen Krieg und im Ersten Weltkrieg für Deutschland im Schützengraben gelegen hatten, konnten die Welle von Hass und Erniedrigung nicht verstehen, die über sie hinwegbrandete. Zunächst verharrten viele in der Stadt und hofften auf ein Ende der Nazi-Herrschaft. Doch es sollte anders kommen.
F: 1933 lebten noch 37 jüdische Personen in der Stadt, das sind rund 0,7 Prozent von 5.137 Einwohnerinnen und Einwohnern. Die roten Punkte auf dem Stadtplan von Hofgeismar markieren die Häuser, in denen die jüdische Familien lebten. Im selben Jahr misshandelten SA-Leute jüdische Gemeindemitglieder. Aufgrund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien kehrten viele Jüdinnen und Juden Hofgeismar den Rücken. Sie flohen in die USA, die Niederlande oder in eine nächst größere Stadt. Viele von denjenigen, die in Deutschland blieben, wurden von den Nazis deportiert und ermordet. Während der Pogrom-Nacht 1938 misshandelten Nazi-Schergen viele der noch in Hofgeismar lebenden jüdischen Menschen und verwüsteten ihre Häuser und Geschäfte. Am 29. Juli 1939 berichtete die lokale Zeitung: „Hofgeismar frei von Juden!“.
M: Auf einer Gedenktafel haben wir alle uns bekannten 453 jüdischen Opfer des Holocaust aus dem heutigen Landkreis Kassel genannt – vom Kleinkind bis zur Greisin. Sie stehen stellvertretend für alle unter der NS-Herrschaft ermordeten Jüdinnen und Juden. Sie sind Erinnerung und Mahnung zugleich!
F: Nun verlassen Sie die jüdische Abteilung und gehen hoch ins 2. Obergeschoss – zurück ans Licht.
Fotos 1,2: © Stadt Hofgeismar / Paavo Blåfield
Foto 3: © Dagmar Trüpschuch