Station: [29] Schwarzwälder Geige
Neben vielen Heimgewerben war im Schwarzwald im 17. und 18. Jahrhundert auch die Geigenmacherei zu Hause. Geigenbauorte waren Röthenbach, Waldshut und Freiburg. Bis vor einigen Jahren war das Wissen um diese Handwerkskunst gänzlich verloren. Allerdings gab es in der dritten, der Villinger Sammlung Spiegelhalders eine Violine von Joseph III. Straub aus Röthenbach aus dem Jahr 1827. Es kann sein, dass Spiegelhalder das Instrument sammelte, weil Rötenbach nicht weit von Lenzkirch entfernt liegt und sich Spiegelhalders Sammeltrieb auf die nähere und weitere Umgebung seines Wohnortes konzentrierte. Die Sammlungen in Freiburg und Karlsruhe enthalten keine Streichinstrumente. Möglicherweise hatte Spiegelhalder davor Schwarzwälder Geigen als Sammelobjekte noch nicht entdeckt.
Der Schwarzwälder Geigenbau weist grundlegende Unterschiede zum klassischen italienischen auf, der ihn schließlich verdrängte. Während die italienischen Handwerker das Instrument um eine Form – wie den Schuh um einen Leisten – bauen, schachtelte der Schwarzwälder auf. Er baute den Klangkörper als Hohlform und setzte den Steg durch. Die alternative Bauweise hatte auch einen anderen Klang zur Folge. Die Schwarzwälder Geigenbauer stellten die ganze Bandbreite von Streichinstrumenten von der einfachen Tanzgeige bis zum reich intarsierten höfischen Instrument her.
Foto: © Franziskanermuseum