Station: [14] Trögle Marie Fürderer
Das Trögle mit der Inventarnummer 4491 besitzt durch seine Herkunft eine besondere Stellung innerhalb der Sammlung. Es stammt von Marie Fürderer, der Ehefrau von Eduard Fürderer, dem wichtigsten Agenten Spiegelhalders. Für den Sammler bedeutete dies einen Glücksfall, da er die Vorbesitzerin kannte. Das Objekt stammte somit direkt aus dem Gebrauch einer vermeintlich "echten Schwarzwälderin". Marie Fürderer, eine ehemalige Magd, entstammte der bäuerlichen Schicht und pachtete später mit ihrem Mann einen Hof in Falkau. Ihre Biographie stand damit im Gegensatz zur bürgerlichen Lebenswelt Oskar Spiegelhalders. So wie sie als Zeugin für die schwindende Kultur des bäuerlichen Lebens stand, wirkten auch ihre Gebrauchsgegenstände wie das Trögle altertümlich und vormodern. Der Kunsthistoriker Alois Riegl sprach bei solchen Gegenständen von einer "anspruchslosen Einfachheit und Naivität der Erfindung", die im Gegensatz zu den Gütern der industriellen Massenproduktion stand. Zwar interessierten sich Sammler vor allem für bemalte Schneflerwaren, doch war der Großteil der produzierten Spanschachteln und Kästen unbemalt, wie einige der nebenstehenden Objekte zeigen. Obwohl das Trögle durch seine Vorbesitzerin einen besonderen biographischen Wert für Spiegelhalder besessen haben muss, wurde es gemeinsam mit zahlreichen weiteren Schneflerwaren in seiner Sammlung verkauft. Dadurch ging der individuelle Charakter des Objektes verloren.
Foto: © Franziskanermuseum