Station: [15] Prosa: „Ut de Franzosentid“


F: Mit seinem ersten großen Roman reist Reuter zurück in die Tage seiner Stavenhagener Kindheit: in die Zeit um 1813, als die Napoleonische Armee auf ihrem Rückzug durch Mecklenburg kam. Reuter war während dieser Besatzung kaum drei Jahre alt, doch er hat später den alten Stavenhagenern aufmerksam zugehört und aus deren Erzählungen eine turbulente Geschichte rund um den Amtshauptmann Weber, den Müller Voss, den Knecht Friedrich und den vollmundigen Notar Onkel Herse gesponnen:

M: Eines Tages taucht ein marodierender französischer Soldat in Stavenhagen auf. Die braven Bürger wissen nicht, wohin mit ihm, und machen ihn zunächst betrunken – um Zeit zu gewinnen. Bei dem sternhagelblauen Franzosen werden gestohlene Wertgegenstände gefunden, die alle in Bedrängnis bringen. Denn als Napoleons Truppen regulär in Stavenhagen einrücken, ist zwar der desertierte Franzose nicht mehr aufzufinden, wohl aber das Diebesgut.

Der napoleonische Offizier lässt nun alle Stavenhagener Honoratioren verhaften. Knecht Friedrich macht sich hastig auf die Suche nach dem betrunkenen Franzosen, kann schließlich beweisen, dass das Diebesgut aus dessen Händen stammt, und seine Mitbürger befreien.

F: Fritz Reuter spickt die ereignisreiche Geschichte mit viel Situationskomik und einem liebevollen Blick auf die bauernschlauen Kleinstädter. „Ut de Franzosentid“ erscheint 1859 in der Hinstorffschen Hofbuchhandlung Wismar und Ludwigslust und verkauft sich gut. Zwei Männer haben sich gefunden: Reuter hat den richtigen Ton getroffen und Dethloff Carl Hinstorff den richtigen verlegerischen Riecher gehabt. „Ut de Franzosentid“ ist der Auftakt zu einer jahrzehntelangen, äußerst erfolgreichen Zusammenarbeit, die Reuter zum auflagenstärksten Schriftsteller in Deutschland machen wird.

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