Station: [605] Aufbau Fachwerk: Modell
M: Fachwerk heißt Fachwerk, weil es aus einzelnen Fächern besteht, ganz einfach.
F: Diese Fächer – in der Fachsprache „Gefache“ oder „Ausfachungen“ – werden von den massiven Holzbalken gebildet, die kunstvoll aneinandergesetzt und miteinander verbunden werden. Die Holzbalken bilden das Gerüst – das sogenannte „Stapelwerk“ – des späteren Gebäudes. Aber bevor daraus ein echtes Haus wird, müssen die Gefache geschlossen werden.
M: Je nach finanzieller Situation kann das mit verschiedensten Materialien geschehen. Im Ammerland sind zwei Stile vorherrschend: Das ehrwürdige Bauernhaus und der Spieker beispielsweise verfügen über ausgemauerte Gefache. Sie sind mit gebrannten Tonziegeln gefüllt, die fein-säuberlich in die Gefache eingemauert wurden.
F: Wer ein bisschen knapper bei Kasse war, griff auf die traditionelle Methode der Ausfachung zurück: In das Gefach wurde zunächst eine dünne Wand aus geflochtenen Weiden- oder Haselzweigen gesetzt. Diese Flechtwerkwand wurde dann mit einer Mischung aus Lehm, Sand, Kuhdung, Schweineborsten, Häcksel und Ochsenblut beworfen.
M: Und „beworfen“ heißt wirklich „beworfen“: Die zweifelhafte Mischung musste mit möglichst viel Schwung in die Gefache gelangen, damit sie sich gut mit der geflochtenen Wand verband. Deswegen nahm man sie händeweise und schleuderte sie mit möglichst viel Schwung auf das neue Haus. Das machte Spaß und ging schnell von der Hand. Ehrensache, dass alle Nachbarn, Kindern und überhaupt das ganze Dorf mitmachte, wenn ein neues Fachwerkhaus ausgefacht werden sollte!
Fotos: © Tanja Heinemann