Station: [400] Der Dweersack


F: Aus zwei mach eins!

M: Das dachten sich die Ammerländer Bauern wohl, als sie den „Dweersack“ erfanden. „Dweer“ bedeutet auf Plattdeutsch „Zwilling“ und der Dweersack ist eine Art Doppelhaus: zwei mit dem Rücken aneinandergewachsene Heuerhäuser.

F: Spazieren Sie einmal um dieses stattliche Gebäude herum. Sie werden sehen, dass es Sie von zwei Seiten aus anschaut. Beide Querseiten haben die klassische zweiflügelige Grootdör, die zunächst auf die Diele, dann zum Herdfeuer und den Unnerschlägen und schließlich in einen bescheidenen Wohnraum führt.

M: Nehmen Sie nun die Grootdör und ihre charakteristischen Elemente genauer in den Blick:

Mittig von oben nach unten verläuft der „Düssel“, ein Pfosten, an den die beiden Türflügel anstoßen. Die massive Bohle, die horizontal auf Bodenhöhe verläuft, heißt „Süll“ – Sohle. Wer durch die Grootdör eintritt und nicht stolpern will, der sollte also seine Füße heben. Ein vollbeladener Acker- oder Federwagen hingegen genoss freie Einfahrt. Dafür konnten Düssel (senkrecht) und Süll (waagerecht) herausgenommen werden.

F: Und damit der Wagen nicht seitlich an den Türrahmen polterte und diesen womöglich beschädigte, sind unten, auf Höhe der Wagenradachsen, zwei hübsch geschnitzte Prellböcke integriert, die Aflöper.

M: Wie beim Bauernhaus, so ist auch hier der Bereich direkt vor der Grootdör mit Natursteinen ausgelegt, das gesamte Gebäude ruht auf großen Feldsteinen.

F: Auf Ihrem Bildschirm sehen Sie jetzt einen historischen Grundriss des Gebäudes, das exakt achsensymmetrisch aufgebaut ist.

M: Rechts und links liegen die Grootdören, hier geht es rein. Am hinteren Ende der Diele liegt das Herdfeuer, die jeweils linke Kammer gehört der einen…

F: … die spiegelbildlich andere der anderen Wohnung. Zwei Heuerfamilien lebten so zwar räumlich getrennt, aber dennoch unter einem Dach.

Fotos: © Tanja Heinemann