Station: [17] ehemalige Töpferei Christine Freigang


F: „An der Stadtmauer“ – ganz am Ende dieser Straße, kurz bevor sie zur „Schulstraße“ wird, liegt die ehemalige Werkstatt von Christine Freigang. Die Künstlerin verstarb bereits im Jahr 2014, doch ihr Schaffensort ist bis heute erhalten. 

M: Christine Freigang wurde in die Familie Gebauer, eine Bürgeler Töpferdynastie, hineingeboren – Fluch und Segen zugleich. Ihr Großvater war Paul Gebauer, dessen Engobedekore die Bürgeler Töpferwaren geprägt hatten, ihr Vater Walter Gebauer, einer der bedeutendsten Keramiker der DDR.

F: Schnell nach Abschluss ihrer Ausbildung, die sie als Jahrgangsbeste bestand, sucht sie die Unabhängigkeit vom Vater. Sie arbeitet in anderen Werkstätten, bildet sich weiter, studiert. 1972 schließt sie mit ihrem Vater einen Mietvertrag und trennt einen Teil der Werkstatt für sich ab. Dort verfolgt sie ihre eigene keramische Produktion, bildet aus, experimentiert.

Sind ihre frühen Werke noch über und über mit mehrfarbiger Engobemalerei verziert, so folgt ein langer Prozess des Suchens und Ausprobierens, bis sie im Spätwerk schließlich zu schlichten, zweckmäßigen Formen mit einfarbig matten oder glänzenden Glasuren findet.

M: Christine Freigangs Interesse beschränkt sich nicht auf die Keramik. Sie ist im politischen, kulturellen und kirchlichen Leben der Stadt Bürgel engagiert und verwandelt ihre Werkstatt mehr und mehr in einen Kunst-Ort: die „Galerie im Brennraum“, in der zwei Jahrzehnte lang Malerei, Zeichnungen, Skulpturen, Fotografien und Textilkunstwerke eine ganz besondere Präsentationsumgebung finden.

F: Nach dem Tod der Künstlerin und Galeristin wird ihr Haus von einem Freund der Familie und Gleichgesinnten übernommen. Zum jährlich stattfindenden Töpfermarkt im Juni öffnet das ehemalige Atelier wieder und bietet Kennern und Laien einen Überblick über alte Sammlerstücke aus Keramik.

Fotos: © Keramikmuseum Bürgel