Station: [7] Bruchstück eines romanischen Tympanons
Ein lächelnder Engel hat sich nach vorne gebeugt, die Flügel gespreizt und die Arme nach vorn gestreckt.
Was Sie nicht mehr sehen: Er hält den Rand einer Mandorla, einen mandelförmigen Rahmen, in dem einst der auferstandene Christus thronte. Nur die Weltscheibe, die der Christus in seiner linken Hand hielt, hat sich ebenfalls erhalten.
Diesen Aufbau legt jedenfalls die Rekonstruktion nahe, die die fehlenden Teile zu einem prächtigen Bogenfeld – einem Tympanon – ergänzt.
Das markante Sandsteinrelief könnte sich über dem Westportal der romanischen Klosterkirche befunden und von dort die ankommenden Pilger begrüßt haben. Der Engel dürfte sie nicht nur durch seine herbe Schönheit beeindruckt haben. Er war – wie wahrscheinlich das gesamte Tympanon – farblich gefasst, wie Sie an den Farbresten erkennen. So wird der freundliche Engel in bunten Farben auf die Gläubigen herabgeleuchtet haben.
Der Bildtypus des auferstandenen Christus in einer Mandorla entwickelte sich im sechsten Jahrhundert im Osten. Während der Romanik verbreitete er sich vor allem im Burgund und in Südwestfrankreich. Am Oberrhein ist er sowohl an Klosterkirchen wie in Alpirsbach und Konstanz-Petershausen, als auch an Bischofskirchen wie dem Mainzer Dom und Pfarrkirchen nachgewiesen. Der Schutterer Engel konnte also im kunsthistorischen Vergleich mit den anderen Darstellungen gedeutet werden.
Das Bruchstück wurde bereits 30 Jahre vor dem Mosaik gefunden, das den Fußboden dieses Raums schmückt und dessen Original Sie in der Ausgrabung unter der heutigen, barocken Kirche bewundern können. Der lächelnde Engel lag unter dem Chor der heutigen Kirche und wurde 1942 bei Bauarbeiten entdeckt.
Alle Abbildungen: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim