Station: [26] Barocker Kirchenraum
Schauen Sie sich um und lassen Sie Ihren Blick durch das lichtdurchflutete Kirchenschiff schweifen. Der heutige Innenraum der einstigen Abteikirche geht auf die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Zuvor war der Kirchenraum über und über in spätbarocken Formen gehalten und man rühmte dessen „erhabene kühne Bauart und Fresko-Malerei“.
Nach den Verwüstungen des Pfälzischen und des Spanischen Erbfolgekriegs waren umfangreiche Sanierungsarbeiten notwendig geworden, die zwischen 1767 und 1771 unter dem Abt Carolus Vogler in Angriff genommen wurden. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass die langgestreckten Fenster zweigeteilt, in der Mitte unterbrochen sind? Hier befand sich früher eine Umlaufgalerie, die das gesamte Kirchenschiff umrundete. Nicht weniger als 14 Altäre zierten den Raum und die Orgel befand sich über dem Hochaltar.
Um sich eine Vorstellung von dieser untergegangenen Pracht zu machen, liegt ein Vergleich mit der Wallfahrtskirche Birnau am Bodensee nah. Schauen Sie auf Ihren Bildschirm: Die reich ausgestattete Marienkirche zwischen Überlingen und Meersburg gehörte einst zur Reichsabtei Salem und wurde um 1750 errichtet, also gut 20 Jahre, bevor die Arbeiten in Schuttern begannen. Deren aus heutiger Sicht überladen wirkender Zuckerbäckerstil dürfte auch das Bild in der Abteikirche Schuttern bestimmt haben.
Die Schutterer Barockkirche bestand etwa 80 Jahre lang. Am 30. Juni 1853 schlug ein Blitz in den Turm ein. Das anschließende Feuer legte Turm und Kirchenschiff in Schutt und Asche.
Der Wiederaufbau erfolgte im Stil des Neo-Klassizismus.
Ein letztes Zeugnis der barocken Ausstattung findet sich in der Kirche von Freiburg-Betzenhausen. Der Altar der Hochkapelle wurde 1847 für 50 Gulden dorthin verkauft.
Abbildung 1: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim
Abbildung 2: © Wikipedia