Station: [17] Josef Kohler
Josef Kohler hatte Glück im Unglück. Er war ein gebürtiger Friesenheimer, Benediktinermönch in Schuttern und 31 Jahre alt, als das Kloster 1806 aufgelöst wurde. Doch er durfte bleiben: Ihm wird die neu gegründeten Pfarrei Schuttern übertragen. Sein Arbeitsvertrag vom Dezember 1806 lautet:
„Nachdem Seine Königliche Hoheit der Großherzog von Baden gnädigst geruht haben, Herrn Josef Kohler als Pfarrer nach Schuttern […] zu berufen, so wird diese höchste Erschließung Ihm Herrn Pfarrer von Schuttern andurch zur Nachricht und weiterem Benehmen unter Beydrückung des Kommissionssiegels bekannt gemacht. Signatum Freyburg den 5.Dezember 1806, großherzogliche Hofkommission in Klostersachen.“
Für mehr als 50 Jahre wird Kohler Gemeindepfarrer in Schuttern sein, den allmählichen Verfall und schließlich den Abriss des Großteils der Klostergebäude miterleben. Die Klosterkirche – nun Pfarrkirche – wird in den 1830er Jahren instand gesetzt. Als im Sommer 1853 ein Brand das Dorf heimsucht, notiert Kohler:
„Bis am Morgen […] wütete das furchtbare Element und hinterließ von unserem schönen Turm der Kirche, früher eine Zierde der ganzen Gegend, nichts als eine nur mit größtem Schmerz anzublickende Ruine von vier nackten, ausgebrannten Wänden."
Kohler starb 1862 und ist in der unter ihm errichteten Friedhofskapelle begraben. Seine umfangreiche Kunstsammlung von knapp 100 Ölgemälden und Kupferstichen wurde noch im selben Jahr hier, im Pfarrhaus, versteigert.
Alle Abbildungen: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim