Station: [14] Marie-Antoinette


Anfang Mai 1770 war ganz Schuttern auf den Beinen: Die erst 14-jährige Maria Antonia Josepha Johanna, Erzherzogin von Österreich, war auf der Reise von Wien nach Versailles und sollte die letzte Nacht auf deutschem Boden im Kloster Schuttern verbringen. Am nächsten Tag wurde sie auf einer Rheininsel „übergeben“ und heiratete eine gute Woche später den französischen Thronfolger. Aus Maria Antonia von Habsburg-Lothringen wurde Marie-Antoinette.

Marie-Antoinettes Besuch fällt in die Spätblüte des Schutterer Klosters. Nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Kriegs und der Eroberungszüge Ludwigs des Vierzehnten hatte im frühen 18. Jahrhundert eine lange Aufbauphase begonnen:

Ab den 1720er Jahren ragte dann der neue Westturm in die Höhe – der heutige Kirchturm der Pfarrkirche. Zwischen 1767 und 1773 erhielt das Kirchenschiff seine heutige, spätbarocke Form, das Eingangsportal vor dem Kirchturm entstand und auch die Gärten und Klosteranlagen nahmen die Gestalt eines barocken Herrschaftsschlosses an.

Als Marie-Antoinette hier Station machte, übernachtete sie also auf einer riesigen Baustelle. Als Gastgeschenk brachte sie einen Ring, ein mit Edelsteinen besetztes Kreuz und einen Brief ihrer Mutter, der Kaiserin Maria Theresia, mit, indem der Abt zum kaiserlich-königlichen Geheimen Wirklichen Rat erhoben wurde.

Trotzdem ein schlechtes Geschäft für das Kloster. Denn die junge Dame reiste mit sage und schreibe 257 Personen, 450 Pferden und 57 Wagen. Nach den Aufstellungen des damaligen Abtes Carolus Vogler kostete der kurze Aufenthalt der Erzherzogin und ihres Gefolges stolze 15.086 Gulden und 50 Kreutzer!

Alle Abbildungen: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim