Station: [12] Figur ohne Kopf (Maria)


Weich fließende Gewänder, die in opulenten Falten den schlanken Frauenkörper herabgleiten – diese stark beschädigte Tonfigur war im frühen 15. Jahrhundert zweifelsohne einer der schönsten und feingearbeitetsten Plastiken des Oberrheins.

Der sogenannte „Weiche Stil“ mit seinen „Schönen Madonnen“ prägte die spätgotische Plastik zwischen 1380 und 1450 und diese Frauenfigur dürfte in der romanischen Klosterkirche einen ganz besonderen Platz innegehabt haben.

Sie wurde während der Grabung in den 1970er Jahren entdeckt – in zahlreiche Einzelteile zerbrochen. Und es ist dem Engagement und der Akribie des Ausgräbers Karl List zu verdanken, dass die "Tonmadonna aus Schuttern“ in mühsamer Kleinarbeit wieder zusammengesetzt werden konnte. Doch Kopf, Arme und Jesuskind bleiben verloren.

Vielleicht ein Hinweis auf die Zerstörungsgeschichte der Madonna? Sie könnte den Bilderstürmen zum Opfer gefallen sein, die die konfessionellen Kämpfe der Reformationszeit begleiteten. Im Ringen um eine neue Liturgie wurden unzählige Kunstwerke in ganz Europa zerstört. Und man stellte auch die herausragende Rolle, die die Muttergottes im katholischen Glauben innehat, vehement in Frage.

Am 3. Mai 1525 zerstörten aufständische Bauern das Kloster Schuttern… und zerschlugen vielleicht auch die Tonfigur. So beschreibt ein späterer Abt die Verluste dieser Zeiten:

"Es ist in diesem Bauernkrieg das Gottshaus ganz und gar geplündert in Früchten, Wein, Pferden, Rindvieh, Hausrat; alles des Klosters briefliche Gewahrsame, wie Zins-, Gült-, und Zalbücher, auch alle versiegelten Briefe und in summa das ganze Haus, Kirche und Abtei verderbt."

Alle Abbildungen: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim