Station: [11] Der Münzschatz von Oberschopfheim
Insgesamt 253 Gramm Silbermünzen in einem unglasierten Keramiktöpfchen: ein kleines Vermögen im ausgehenden Mittelalter!
… das jedoch aufgegeben und vergraben wurde, im Nachbardorf Oberschopfheim. Wem könnte der Schatz gehört haben, von wem zusammengetragen worden sein?
Beim größten Teil der 605 Münzen handelt es sich um Straßburger Denare. Außerdem befinden sich ein paar Geldstücke aus Lothringen und Tirol darunter sowie Einzelmünzen aus Colmar, Basel und Solothurn.
Anhand dieser numismatischen Bestimmungen lässt sich auch das Alter des kleinen Münzschatzes bestimmen und vielleicht ein Teil der Geschichte rekonstruieren: Die ältesten Geldstücke sind bereits im frühen 15. Jahrhundert entstanden. Die jüngsten Münzen stammen aus der Herrschaftszeit Kaiser Maximilians des Ersten und wurden zwischen 1493 und 1519 geschlagen.
Der Großteil des Schatzes war also an die 100 Jahre alt, als er vergraben wurde…
… denn das muss um das Jahr 1520 passiert sein, nach der Prägung der letzten Münzen.
Und da kommt eigentlich nur ein Ereignis in Frage: 1525, im Zuge der Bauernkriege, wurde Schuttern geplündert, das Klosterarchiv und die Bibliothek weitgehend vernichtet. Auch im etwa 5 km entfernten Oberschopfheim, wo das Kloster Besitzungen hatte, wird die Gefahr groß gewesen sein. Wahrscheinlich hat jemand – auf damals unbewohntem Gebiet – seine Reichtümer vergraben, und ist dann doch Opfer der Überfälle und Plünderungen geworden.
Und auch die Fundgeschichte dieses Schatzes ist außergewöhnlich: Als 1955 in Oberschopfheim die Sankt-Leodegar-Kirche gebaut wurde, entdeckte man in einem nahegelegenen Hang den Münzschatz… und tat erst einmal nichts.
„Vase mit alten Münzen 1955 bei Grabarbeiten beim Kirchenbau am Pfarrberg gefunden.“
Der Pfarrer tippte ein kleines Merkzettelchen, klebte es mit Tesafilm auf das Gefäß und verstaute es in einem Schrank des Pfarrarchivs. Ein paar besonders schöne Münzen legte er in den Grundstein der neuen Kirche ein... und vergaß den Schatz alsbald.
Erst 2012 wurden die Münzen zum zweiten Mal „entdeckt“, wissenschaftlich untersucht und haben heute hier ihren Platz im Museum gefunden.
Alle Abbildungen: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim