Station: [10] Offo


Handelt es sich bei diesem hochmittelalterlichen Relief um ein Bildnis des legendären Klostergründers Offo?

Es ist unwahrscheinlich, wenngleich der Gedanke bestechend ist. Karl List, der die Ausgrabungen unter dem heutigen Kirchenraum leitete, hätte gerne einen Beweis für die Gründung der Abtei durch den geheimnisvollen Offo gefunden.

Offo soll ein angelsächsischer König gewesen und sich im frühen 7. Jahrhundert hier niedergelassen haben. Ein Konventssiegel von 1355 soll den legendären König zeigen, wie er Maria eine Kirche darbietet. Und schenkt man der Klosterchronik Glauben, so hat „Offo rex Anglia“, also ein „Offo, König von England“ im Jahr 603 das Kloster Schuttern gegründet und ihm seinen Namen gegeben: Offonis cella bzw. Offoniswilare. Der Autor der Klosterchronik, die im frühen 16. Jahrhundert entstand, erwähnt sogar eine „tumba offonis“, also ein „Grab des Offo“, das von einer Grabplatte verschlossen sein soll.

So lag es bei der archäologischen Grabung nahe, im frühmittelalterlichen Kirchenraum nach dem Grab oder zumindest nach Bildnissen des Offo zu suchen. Doch ob Offo gelebt hat und wer er wirklich war, das lässt sich heute nicht mehr klären. Und ob die Klosterchronik historisches Wissen oder doch eher Legenden überliefert hat, ebenso wenig.

Tatsache ist, dass Offo in Schuttern bis heute verehrt wird. Schon vor Jahrhunderten fanden Armenspeisungen zu Ehren des Heiligen Offo statt, bei der bis zu 5.000 Menschen anwesend waren. Und bis heute begeht ganz Schuttern jährlich am 14. Januar den Offotag.

Alle Abbildungen: © Historischer Verein Schuttern 603 e.V. / Gemeinde Friesenheim