Station: [11] Raum 6: Kriegsmühlen


Nein, mit der Ausstellung dieser Kaffeemühlen, möchten wir nicht den 1. und 2. Weltkrieg verherrlichen – und die Kaffeemühlen mit SS-Runen sind keine Huldigung an den Nationalsozialismus. Die Kaffeemühlen aus Kriegszeiten, sogenannte Militaria-Mühlen, sind Zeitzeugen schrecklicher Kriege. Viele von ihnen zeigen den Einfallsreichtum der Menschen in Notlagen. Denn …

… Kaffee war ein beliebtes Getränk und das bayrische Kriegsministerium hatte schon 1868 den Befehl erlassen, dass jeder zehnte Soldat im Heer eine Kaffeemühle im Tornister mitführen musste. So sollten Moral und Laune der Landser hochgehalten werden. 

In der ersten Standvitrine sehen Sie eine Feldmühle aus dem Jahr 1914, die Soldaten im 1. Weltkrieg nutzten. Die reichhaltige Verzierung lässt darauf schließen, dass sie einem höheren Offizier gehörte. Sie wurde aus einer Geschosshülse hergestellt, die zusammenklappbare Kurbel konnte man herausnehmen und aufsetzen. Ein Miniatur-Stahlhelm diente als Deckel. 

Eine weitere Kaffeemühle wurde aus einer Granatenhülse hergestellt. Auch diese Handmühle ist aus dem Jahr 1914. Sie sehen Sie im oberen Fach der Vitrine. In die Hülse wurde das Mahlwerk – beispielsweise aus einer abgebrannten Holzmühle – eingesetzt. Auch diese Kurbel war klappbar und konnte für den Transport in der Hülse verstaut werden.

Furchteinflößend wie Darth Vader aus der Star Wars-Serie stehen drei schwarze Kaffeemühlen im Wandregal zwischen bunten Schoßmühlen aus Holz, Glas und Tischmühlen aus der NS-Zeit. Sie wurden 1930 in Rostock und im thüringischen Schmalkalden hergestellt und sind aus Bakelit. 

Bakelit ist gepresstes und gehärtetes Kunstharz. Das Material ist leicht, hitzeresistent und wurde schon kurz nach der Patentierung durch den belgischen Chemiker Leo Hendrick Baekeland als Gehäuse für Elektro- und Haushaltsgeräte genutzt. Da die Menschen nach dem 1. Weltkrieg keine verschnörkelten Luxus-Kaffeemaschinen mehr wollten, kam das haltbare Material zur rechten Zeit, um kostengünstige einfache Kaffeemühlen herzustellen.

Alle Abbildungen: © Kaffeemühlenmuseum Wiernsheim