Böhle-Bilder @museum.de

Tiefe Männerstimme: Hallo du, du brauchst keine Angst zu haben, weil ich so streng gucke. Ich bin nicht so streng, wie ich aussehe. Ich bin nur sehr ernsthaft. Denn es ist Sonntag und wir gehen gerade zur Kirche, all die Leute hier und ich.

Denn der Kirchgang, das ist etwas Besonderes. Da zieht man sich gut an, die Frauen tragen ihre Sonntagstrachten mit den farbigen Röcken und den Samtbändern am Saum. Und auch wir Männer haben unsere besten Sachen angezogen.

Denn der Sonntag, das ist ein Tag, der anders ist als die anderen. Da ruht die Arbeit, niemand muss hinaus auf die Felder. Die Menschen treffen sich in der Kirche, folgen dem Gottesdienst und nachher besprechen sie Dinge und haben Zeit.

Und genau diesen Moment, auf den sich alle freuen, den wollte der Maler Fritz Boehle auf dem großen Bild festhalten. Er hat sich also eines Sonntags hingestellt und uns beobachtet, wie wir feierlich zur Kirche schreiten. Und daraus hat er dann ein Bild gemacht. „Kirchgang in Altenheim“ hat er das genannt. Aber ganz so genau hat er es nicht genommen. Denn zum Beispiel der Mann neben mir, der mit dem kleinen Jungen an der Hand, der trägt einen weißen Mantel. So etwas gab es bei uns in Altenheim aber gar nicht. Tss! Weiße Mäntel! Da muss man erst bis ins Hanauerland fahren, um solche Mäntel zu finden.

Aber vielleicht wollte der Maler Fritz Boehle einfach einen hellen Farbtupfer in seinem Bild haben. Denn – das muss ich zugeben – unsere Riedtrachten sind ja schon ziemlich dunkel. Und außerdem – ganz so genau hat der Herr Boehle es ohnehin nicht genommen mit seinem großen Gemälde. Denn schau mal nach unten, auf unsere Füße. Zum Beispiel die Füße von dem Mann vor mir. Die sind nur so ganz schnell mit ein paar Strichen hingezeichnet und gar nicht schön ausgemalt.

Vielleicht war der Herr Boehle auch einfach noch nicht fertig mit seinem Gemälde, das kann ich dir nicht sagen.
Aber jetzt müssen wir uns wirklich beeilen! Zu Kirche darf man nicht zu spät kommen!
Mach’s gut!