Station: [4] Erster Weltkrieg


F: 112? Das ist ja eigentlich die Nummer der Feuerwehr…

M: Aber hier, auf diesem Krug, bedeutet die 112 etwas anderes. Schau mal, hier in der Vitrine liegen ja auch mehrere Gasmasken, hier geht es um Krieg.

F: Um den Ersten Weltkrieg, um genau zu sein. Der hat vor über 100 Jahren stattgefunden und mehrere Millionen Menschen sind gestorben. Es war der erste Krieg in der Geschichte, in den fast die ganze Welt verwickelt war.

M: Daher der Name „Erster Weltkrieg“. Zu Anfang waren die meisten Soldaten noch ganz begeistert und haben sich gefreut. „Jawoll!“ und „Endlich!“ und „Verhaut die Franzosen!“ haben sie gerufen und sind in den Krieg gezogen.

F: Aber das haben sie dann ganz schnell bereut. Und sie haben auch gemerkt, dass es nicht einfach ums „Verhauen“ ging, sondern um Leben und Tod. Und dass es ihnen ganz fürchterlich schlecht ging an der Front. Dass sie da monatelang im Dreck und Schlamm leben mussten.

M: Also, das, was die Soldaten da erlebt haben, das hatte nichts mit dem zu tun, was sie sich vorgestellt hatten. Viele von ihnen haben gedacht, dass der Krieg eine schöne Sache sei, wo man ein wenig kämpft, auf Pferden durch die Landschaft reitet und abends mit seinen Kameraden ein Bier trinkt.

F: Ungefähr so hatten sie es auch gelernt, in ihrer Ausbildung, die sie als junge Männer gemacht hatten. Manche Männer und ihre Familien waren sehr stolz auf diese Ausbildung, dass ihr Sohn jetzt ein echter Soldat ist. Also haben sie solche Bierkrüge gekauft. Auf denen stand der Name des jungen Mannes und man sah die Waffen, mit denen er kämpfen gelernt hatte und man sah die Fahnen und Abzeichen seiner Einheit, also der Kompanie oder des Bataillons, in der er seine Ausbildung gemacht hat. Auf diesem Krug steht zum Beispiel: 

„Es lebe hoch das Regiment – das sich mit Stolz Prinz Wilhelm nennt!“

M: Und das ist auch die Lösung für die „112“. Das ist nämlich die Nummer des Vierten Badischen Infanterie-Regiments. Und der Krug gehört einem Reservesoldaten aus diesem Regiment. Der hieß Pauli.

F: Solche schicken Krüge, die standen dann bei den Familien in einem Glasschrank, damit alle sehen konnten, dass der Sohn der Familie als junger Mann eine Soldatenausbildung gemacht hat.

M: Und als dann der Erste Weltkrieg angefangen hat, da sind all die Männer sofort an die Front gezogen. Und ganz viele sind gestorben, unter schlimmen Bedingungen.

 

 

Alle Fotos: © Heimatmuseum Neuried