Station: [27] Altertümersammlung
1816 wurden im fürstlichen Wald nahe Braunfels prähistorische Hügelgräber entdeckt. Nach einigen unsachgemäßen Grabungsversuchen übernahmen Fürst Wilhelm Christian Carl und sein Sohn, Erbprinz Ferdinand, die archäologische Leitung. Insgesamt wurden 273 Grabhügel freigelegt. Die Fundstücke bilden die hiesige Altertümersammlung, über die der Braunfelser Archivrat Schaum sogar mit Johann Wolfgang von Goethe korrespondierte.
Erst 140 Jahre später, am 15. Juli 1958, wurde im Forstrevier Kraftsolms ein ganz besonderes Stück ausgegraben - eine stark stilisierte menschliche Figur aus flachem Kalkstein, gebettet auf roten Samt und mit einem Goldband umrahmt. Es handelt sich dabei um ein Fruchtbarkeitsidol, wahrscheinlich aus dem 3. Jahrtausend vor Christus. Sie finden die Figur in der vorderen Vitrine.
In seiner abstrakten geometrischen Formgebung ähnelt die Figur Idolen aus Mesopotamien. Ein Fundstück aus der irakischen Ruinenstätte Tell-Asmar gleicht unserer Figur sogar so sehr, dass die Fachwelt einige Zeit denselben Künstler vermutete. Diese These ist natürlich sehr abenteuerlich und nicht belegbar. Fest steht jedoch, dass diese Idole weder in Mesopotamien noch im Solmser Land heimisch waren, sondern aus Anatolien stammen. Über Handelswege legten sie dann diese unfassbar langen Strecken zurück. Die eine Figur gelangte zu uns in den Taunus, die andere erreichte Mesopotamien. Und das vor fast 5000 Jahren – unvorstellbar!
Alle Abbildungen: © Schloss Braunfels