Station: [17] Judaica – Funde aus der Genisa


Kaspar: Jetzt bin ich ja schon so oft vom Marktplatz über die Hauptstraße herunter zum Spital gelaufen. Aber mir ist bisher nie aufgefallen, dass es in Aub eine Judengasse gibt. 

Kathrine: Das ist dir wirklich nicht aufgefallen? Dabei gibt es die jüdische Gemeinde in Aub schon mindestens seit dem 13. Jahrhundert. Du weißt doch, dass sich hier im Mittelalter zwei wichtige Handelsstraßen kreuzten – und daher ließen sich viele Händler in der Stadt nieder, auch jüdische. Es gab sogar eine Synagoge und einen Friedhof und eine Mikwe.

Kaspar: Eine was?

Kathrine: Eine Mikwe. Das ist ein jüdisches Tauchbad. Man tauchte im Wasser ab und hoffte so rituelle Reinheit zu erlangen. Und ganz nebenbei wurde man auch noch sauber.

Kaspar: Kathrine, woher weißt du denn das alles?

Kathrine: Ach, das habe ich hier und da mal aufgeschnappt. Aber ich weiß noch mehr! Es gab in der Synagoge auch eine Genisa.

Kaspar: Was soll denn das schon wieder sein?

Kathrine: Also wenn ich es richtig verstanden habe, dann war das eine Art Hohlraum auf dem Dachboden. In diesem wurden beispielsweise nicht mehr lesbare Tora-Rollen entsorgt. Im Judentum darf man nämlich Texte, in denen Gott – also Jahwe – erwähnt wird, nicht einfach wegwerfen. Teilweise wurden auch besondere persönliche Gegenstände in die Genisa gegeben. So wie diese Kinderschuhe.

Kaspar: Aber sag mal, Kathrine, weiß du auch, was aus den Juden in Aub geworden ist. Mir ist hier noch keiner begegnet.

Kathrine: Kein Wunder, im November 1938 wurden von den Nationalsozialisten in ganz Deutschland Synagogen und jüdische Wohnhäuser zerstört und jüdische Menschen schikaniert und verhaftet. Auch hier in Aub. Deshalb haben dann alle jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen Aub verlassen. Sie konnten hier nicht mehr leben. Die einen konnten emigrieren, andere zogen in größere Städte – nach Würzburg oder Frankfurt am Main oder nach Neumarkt in der Oberpfalz. Wie es für die meisten weiterging, kannst du dir sicher denken: Die meisten wurden deportiert und ermordet. Anfang 1939 lebten hier in der Stadt noch 39 Menschen jüdischen Glaubens. Heute gibt es in der Stadt 20 Stolpersteine – und auf jedem steht ein Name.  Sie erinnern an diese Auber Jüdinnen und Juden. Wenn du das nächste Mal auf dem Marktplatz bist oder durch die Judengasse gehst, kannst du sie ja mal suchen – oder den Koffer aus Stein vor dem Auber Schloss, dem früheren Amtsgericht. Auch der erinnert an das schlimme Schicksal der jüdischen Bevölkerung.

 

Foto: © Fränkisches Spitalmuseum