Station: [14] Wandmalerei


M: Sie waren mehrere Meter hoch, extrem farbenprächtig und von höchster Qualität – die Wandmalereien der einstigen Palast-Villa. Was sich davon erhalten hat, sind mehr als 3.700 kleine Fragmente. Ein gigantisches Puzzle – wenn man so will. Denn man kann viele Teilchen nicht mehr den einzelnen Räumen zuordnen. Und auch mit der Datierung wird es schwierig. Denn die Fragmente stammen aus verschiedenen Bauphasen der Villa.

F: Trotzdem ist es gelungen, drei der prächtigen Wandmalereien zu rekonstruieren – oder nach Vorbildern von Malereien aus Pompeji nachzubilden. Das Ergebnis steht hier vor Ihnen. Erkunden wir die mittlere Rekonstruktion einmal genauer: Wir beginnen ganz unten, am Boden, an der sogenannten Sockelzone.

Diese ist etwa einen Meter hoch und wurde in der Regel einfach gestaltet, meist einfarbig. Im Beispiel vor uns ist sie schwarz, unterbrochen durch mehrere, grüne Streifen. Diese gliedern die Sockelzone in drei Felder, in denen jeweils Menschen dargestellt sind, vermutlich sind es Schauspieler, sie zeigen Szenen aus antiken Komödien oder Tragödien.

M: Gehen wir ein Stück weiter hinauf, zur sogenannten Mittelzone. Sie ist etwa drei Meter hoch und zeigt das zentrale Motiv der Wandmalerei. In diesem Fall besteht es aus drei großen Feldern, die durch sogenannte Kandelaber getrennt sind. Kandelaber sind eine häufig vorkommende, üppig und frei gestaltete Dekoration in antiken Wandmalereien, sie erinnern an die mehrarmigen Kerzenständer der Römer.

F: Die Felder rechts und links zeigen gespannte Tücher, mit geschwungenen Rändern. Unterhalb der Tücher haben sich Küken niedergelassen, obendrüber sitzen zwei Vögelchen. Im mittleren Feld sind mehrere Figuren dargestellt.
M: Unter anderem ist dort Herkules – oder griechisch Herakles – abgebildet, der Sohn von Göttervater Zeus – und der wohl größte Held in den griechischen Sagen.

F: Herkules ist so stark, dass er sogar die Götter im Zweikampf besiegt. In der Wandmalerei dreht er uns halb den Rücken zu. Hinter ihm steht eine Frau. Und vor ihm, zu seinen Füßen, befindet sich der Kentaure Nessos. Kentauren waren mythologische Wesen – halb Mensch, halb Pferd. Dieser hier hat es auf Herkules Frau abgesehen, er hat sie entführt und nun kommt es zum Kampf mit unserem muskelbepackten Helden.

M: Der Hintergrund der Wandmalerei besteht aus einer besonderen Farbe: Es ist das sogenannte Spinell-Blau, das wie das dunklere „Ägyptische Blau“ bereits unter den Pharaonen in Ägypten entwickelt wurde. Beide Farben zählen zu den ältesten, künstlich hergestellten Farbpigmenten der Welt – und gelten als besonders rein und kräftig.

F: Um Spinell-Blau herzustellen, nutzte man ein bestimmtes Mineral: Magnesium-Aluminium-Hydroxid. Dieses wurde zusammen mit dem Salz der Salpetersäure bei Temperaturen um 1.200 Grad Celsius synthetisiert. Das Besondere an der Farbe: zum einen ihre Intensität und Reinheit, zum anderem besitzt sie einen leichten Glitzereffekt und wirkt kühlend.

 

Foto: © Römerhalle Bad Kreuznach