Station: [10] Flachsverarbeitung
Heut soll das große Flachsernten sein
Den woll'n wir spinnen, hecheln gar fein
Dann nähen wir uns Hemd und auch Rock
Schwingen uns froh zum Tanze.
Dum, dum, dum, dum, dum, dum
Webstuhl schnell geht, Spule sich dreht... hm mh mh mh...
Ach wenn doch alles so einfach wäre, wie in diesem kleinen Liedchen. Widerspenstig ist der Flachs, das sag ich Ihnen, und zäh, na das hat er mit uns Steinhudern gemein. Das fängt schon bei der Ernte an. Mit den bloßen Händen muss ich die Pflanze samt Wurzel aus der Erde raufen. Aber die Faser, die wir zum Spinnen brauchen, die geben die Halme nicht so einfach her. Ne, da muss man sie erst verrotten lassen, in der Flachsrotte, also der Rötekuhle damit die holzigen Halme aufbrechen, und dann werden die mit allerlei Gerätschaften bearbeitet. Gebrochen und geschlagen, damit man das Holz aus den Stängeln heraustreibt. Schließlich will keiner nachts in seiner Kammer liegen und sich am nächsten Morgen das schäbige Holz aus der Haut ziehen. Und zum Schluss muss die Faser durch die Metallhechel gezogen werden, immer feiner, bis nur noch die schöne lange Faser übrig bleibt, die zu Garn versponnen wird.
Ich glaub in ganz Steinhude gibt es keine Frau ohne Blasen an den Fingern vom ewigen Garn spinnen.
Sag mal Martha, anstelle von deinen Blasen zu fabulieren, könntest Du mal beim Torf abladen anfassen. Das wird und wird nicht weniger.
Na dann arbeite halt schneller. Soweit kommt es noch, ich lass mich doch nicht von Dir herum kommandieren Hans. Typisch Männer. Und beim Flachs ist es auch nicht anders. Da spinnen wir Frauen Tag ein Tag aus, und wer misst das Garn? Natürlich der Mann. Der sitzt an der Haspel, wickelt den Flachsstrang, und rechnet mit den Webern ab.
Ich sag's ja, es muss sich was ändern, aber ob ich das noch erlebe?
Foto: © Fischer- und Webermuseum