Station: [12] Konditoreibuch, Geschäftsbücher 1930er Jahren


Na, Gardi, ich bin gleich fertig. Bist müde? Magst schon n‘ufgehen? 

Hier, nimm die Schlüssel und geh schon ins Bett.

Nein, Tante Trudel. Ich bleib noch bei dir. Hmm… Jetzt, wo das Café zu ist und alle nach Hause gegangen sind, sieht alles ganz anders aus. Der leere Gastraum und der vollgestellte Hof. Ein bisschen gruselig ist es schon, so ganz ohne Menschen.

Ach, das scheint dir nur so, weil tagsüber hier so viel Trubel ist. Himmel und Menschen! Die Gäste, die Serviererinnen, die Konditoren… und wir beide. Aber damit das auch so bleibt, muss ich meine Bücher ordentlich führen. Denn so eine Konditorei mit so vielen Angestellten, da muss man kalkulieren können, um das alles am Laufen zu halten. 

Eingaben – Ausgaben – die Lohnbuchhaltung – die laufenden Kosten… alles, was eben so dazugehört. Das muss jeden Abend notiert werden, sonst verliert man den Überblick und schon macht man Verluste.

Aber, Tante Gertrud, das Café läuft doch sehr gut. Und Heinrich, der Konditor, hat mir erzählt, dass ihr die Pralinen sogar bis in die Schweiz verkauft.

Ja, freilich. Aber was, wenn die Kunden nicht zahlen, zum Beispiel? Das muss alles überprüft und notiert werden. Und du musst das auch irgendwann noch lernen. Schließlich willst du ja eines Tages das Café von mir übernehmen, nicht wahr?

Wenn du meinst…

Ach, für heute Abend lass es gut sein. Aber, Gardi, weißt du was…?

Hier, schau mal da hinein. Das große Rezepte-Buch. Da sind all die Torten und Kuchen drin, die der Heinrich mal ausprobieren soll. Magst mal schauen, welche Torte wir ihn als nächstes backen lassen?

Au ja! Mal sehen… „Praktische Konditoreikunst“

Also… hmm… Veilchen-Torte, Verlobungstorte, Wiener Torte, Helgoländer Torte, Hindenburgtorte, Mandelcremetorte – lecker! – und Kaiserliche Schokotorte… Ich denke, der Heinrich muss sie alle mal ausprobieren!

 

 

Foto: © Wagner Roland und Adelheid, Lahr