Station: [1] Willkommen: Außenansicht, Fassade


Herzlich willkommen hier in der Friedrichstraße, am „Süßen Löchle“, dem ersten Museumscafé in Baden-Württemberg. Das historische Café ist eine echte Institution in Lahr und Hildegard Seidl, seine einstige Besitzerin, nicht minder. Mehr als sechs Jahrzehnte hat sie hier im Süßen Löchle gearbeitet…

… angefangen habe ich im „Conditorei-Café Hildebrand“, denn so hieß das Süße Löchle , als ich hier ankam. Das war… warten Sie mal… das war…

im Frühjahr 1939 und hier am Urteilsplatz fuhr noch das Bähnle, eine wichtige Eisenbahn, die den Schwarzwald mit der Rheinebene verband. Und in der Auslage der Konditorei standen prächtige Schwarzwälderkirsch-Torten und Frankfurter Kränze und Sachertorten… und die berühmten knallroten Zuckerhasen – alles fein arrangiert auf Spitzendeckchen!

Ostern war ja gerade erst vorüber und ich war soeben mit der Volksschule fertig geworden. Ach, ich war ein fröhliches und aufgewecktes Mädchen mit zwei langen, blonden Zöpfen… wie das so war in dieser Zeit… aber hätte ich damals denken können, dass ich mein ganzes Leben im Süßen Löchle verbringen würde?

Meine Tante, Gertrud Hauser, die war Geschäftsführerin hier im Café und sie arbeitete für die Hildebrands, die das Süße Löchle schon in der zweiten Generation besaßen. Und ich, ich ging bei meiner Tante in die Lehre. Dann kam der Krieg; Schokolade, Zucker und Mehl wurden rationiert, dann fielen Bomben, aber unser Süßes Löchle blieb unversehrt… Gott sei Dank!

Denn wie hätte es sonst für Generationen von Lahrern zu einem gemütlichen Treffpunkt werden können? Wo man sich im Winter aufwärmte und am Samstagnachmittag Kaffee trinken und Kuchen essen ging und wo sich Kinder die Nasen an der Scheibe plattdrückten – vor lauter Staunen über die prächtigen Torten, Kekse und Pralinen.

Spielszene von Weitem, wie aus der Erinnerung:

Gude Dag, Frau Hauser!

Oh, der Herr Wickertsheimer. Kommen Sie herein! Ein Tässle Kaffee gefällig? Gardi, nimm dem Herrn Wickertsheimer Hut und Mantel ab!

Komme schon!

Ja, der Herr Wickertsheimer, der ging bei uns ein und aus. „Der wird noch ein berühmter Maler!“, sagte meine Tante. Und so kauften wir seine Gemälde. „Man weiß ja nie, die sind bestimmt irgendwann viel wert“, sagte meine Tante. Und sie hat recht behalten. Heute kennt man den Wilhelm Wickertsheimer und ein Wanderweg auf seinen Spuren endet genau hier… im Süßen Löchle.

Da will ich doch mal sehen, ob die Gemälde noch im Gastraum hängen. Schließlich ist doch mein Süßes Löchle heute das erste und einzige Museumscafé in Baden-Württemberg! Ein Museumscafé… wir schön das klingt!

Das Haus steht jetzt unter Denkmalschutz, denn seit ich hier angekommen bin, anno 1939… seitdem hat sich nicht viel verändert. Kommen Sie, ich zeige es Ihnen!

 

 

Foto: © Wagner Roland und Adelheid, Lahr