Ein Blick in den Bibel- und Kräutergarten @museum.de

Von den rund 130 Pflanzennamen, die in der Bibel vorkommen, werden Sie mehr als die Hälfte hier wiederfinden. Den Weihrauchstrauch beispielsweise, dessen Duft an das wohlriechende Harz erinnert, das Jesus zu seiner Geburt von den drei Weisen aus dem Morgenland geschenkt bekam.

Rosen und Lilien, die Blumen der Maria – oder die schnell wachsende Rizinusstaude, die schon dem leidgeprüften Propheten Jona Schatten spendete. Unter den Olivenbäumen des Ölbergs verbringt Jesus seine letzte Nacht in Freiheit und aus den Trauben der Weinrebe wird bis heute der Wein gekeltert, der in der Kirche zum Abendmahl getrunken wird.

Den Leinstrauch (oder Flachs) brauchten die Menschen in biblischer Zeit zur Herstellung ihrer Kleidung und die Zweige des Buchsbaums werden in Europa am Palmsonntag als Ersatz für die Palmenzweige genommen. Keine der Pflanzen in unserem Bibel- und Kräutergarten steht zufällig hier! Sie alle haben eine Bedeutung, die es zu entschlüsseln gilt.

Walahfrid Strabo war Abt der Insel Reichenau und schrieb Mitte des 9. Jahrhunderts eines der wichtigsten botanischen Werke des Mittelalters, den „Liber de cultura hortorum“, kurz: „Hortulus“ – „Gärtlein“. Ein Lehrgedicht, das 24 Heilpflanzen benannte und Tipps zu deren Anwendung gab.

Walahfrids Pflanzenkenntnisse standen Pate bei der Errichtung des Gartens vor der Bibelgalerie. Und auch der strenge geometrische Aufbau von Beeten und Wegen geht auf ihn zurück. Aber der Meersburger Bibel- und Kräutergarten ist kein Klostergarten im engeren Sinne. Er ist ein Spiegel der reichen biblischen Pflanzenwelt und eine Einladung, die Lebenswelten der Bibel einmal auf eine andere Art zu entdecken.

Meersburg ist nicht Jerusalem. Doch durch den geschützten Raum im ehemaligen Hof des Dominikanerinnenklosters gedeihen hier auch südländische Pflanzen wie der Feigenbaum, der Jahr für Jahr köstliche Früchte hervorbringt. Nicht nur er verleiht den alten Klostermauern den Flair eines kleinen Paradiesgärtleins. Willkommen zum Sehen, Fühlen, Riechen, Schmecken und Wissenswertes erfahren.

Übrigens: Der Bibel und Kräutergarten hier ist jederzeit frei zugänglich.