Station: [13] Max Liebermann: „Muschelfischer - Graue See“ (1908)
Ein Junge fischt im flachen Wasser nach Muscheln. Er beugt sich weit nach vorne, um mit seinem Werkzeug – einem Rechen oder einem Kescher – das Watt zu durchpflügen. Wird er erfolgreich sein? Die Darstellung von Arbeit am Meer war zum Entstehungszeitpunkt dieses Gemäldes für Max Liebermann schon relativ selten. Entsprechend steht auch in diesem Bild weniger die Mühsal der Arbeit am Meer als das künstlerische Erfassen von Licht, Luft und Atmosphäre im Vordergrund. Der Künstler richtet sein Augenmerk ganz auf das braun-silbern schimmernde Wasser: Es bedeckt den gesamten Bildausschnitt und wird durch den breiten Pinselauftrag vielfach zu leichten, weißen Wellen aufgewühlt. In der Ferne baden vier Personen, die nur schemenhaft zu erkennen sind. Der Fang eines Muschelfischers bereicherte den kargen Speiseplan der Küstenbewohner seit jeher, er sicherte ihnen die Existenz. Vor allem Miesmuscheln wurden bei ablaufendem Wasser bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts ausschließlich per Hand auf dem Watt eingesammelt. Auch ihre Schalen fanden vielfältige Verwendung: Muschelkalk konnte zu Mörtel und Wandfarbe verarbeitet werden; zermahlen wurden die Schalen auch als Dünger auf die Felder gebracht.