Station: [042] Ernst Wilhelm Nay, (1902 – 1968) Azurale, 1959
Ein überwältigender Fluss unterschiedlicher Blautöne stürzt von links oben über die Leinwand herab. Die von Ernst Wilhelm Nay 1959 gemalte „Azurale“ ist eine azurfarbene Diagonale. Sie besteht aus lauter neben- und hintereinander gestaffelten Farbflecken in verschiedenen Größen, kalt oder warm, ausufernd oder geschlossen. Den Ausgangspunkt für diese Malweise bilden Nays sogenannte Scheibenbilder. Die gemalten Scheiben entstanden, indem der der Maler den Pinsel aufsetzte und ihn kreisrund immer weiter nach außen führte. Der ockerfarbene, kleine Farbkreis am oberen Bildrand, etwas links der Mitte, gibt eine Vorstellung von diesem Kompositionsprinzip. Nay setzt die einzelnen farbigen Flächen in ihren diversen Schattierungen und Abmischungen zueinander in Beziehung. Je nach Helligkeit treten sie für das Auge eher vor oder zurück. So entsteht Bewegung, auch in der Tiefe des Bildraums, der mit seinem Orange-Ockerton einen Komplementärkontrast zum Blau setzt. Rottöne von schreiendem Orange-Rot bis zu bräunlich gedämpftem Weinrot fassen die azurfarbene Diagonale ein. Nay greift in seiner abstrakten Komposition mit ihren chromatischen Abstufungen und den fein modulierten Übergängen Gestaltungsprinzipien der Musik auf.