Station: [12] Pflug, Saatmaschine
Liebes Tagebuch, der freundliche Glasdrücker hatte nicht zu viel versprochen: Ich hatte kaum meinen Weg fortgesetzt, da geschah mir wieder etwas sehr Merkwürdiges. Unter einem kleinen Vordach standen viele seltsame Geräte und ich überlegte gerade, warum die hier wohl stünden, da…
Hey, du! Was machst du denn hier? Dich kenn ich ja gar nicht!
Ich… ähm… ich wollte nur… der Glasdrücker hat…
Schon gut, schon gut. Du bist neu hier?
Aber du hast den Glasdrücker schon kennengelernt?
Ein feiner Kerl. Sind leider nicht alle Menschen wie er. Aber er ist in Ordnung. Vor dem brauchst du keine Angst zu haben. Und vor mir auch nicht. Ich bin Alfred die Ameise. Tach!
Guten Tag. Und ich bin Wutz, die Wandermaus.
Ach! Einfach so angewandert gekommen, ja?
Sososo. Und jetzt unterwegs auf nem Erkundungsspaziergang zwischen Pflug und Saatmaschine?
Pflug und Saatmaschine?
Ja, hier, diese beiden Geräte. Aus Eisen. Mit den Rädern vorne dran. Die stehen hier noch von den Ackerbürgern herum.
Von den Ackerbürgern? Aber warum…
Die Leute, die früher hier in dem Haus gewohnt haben. Die hatten doch alle noch ihre Wiesen und Felder und haben ein bisschen Landwirtschaft betrieben. Als Selbstversorger sozusagen. Sie hatten ein paar Tiere, also große Tiere: Pferde oder Kühe oder so. Und sie hatten ein Stückchen Land. Und das haben sie dann mit dem Pflug beackert. Also Furchen reingepflügt. Und dann haben sie das zweite Gerät genommen – die Saatmaschine – haben ihre Körner in eine Blechbüchse reingetan und haben sie übers Feld geschoben, immer in den Furchen. Und die Saatmaschine hat in schönen, regelmäßigen Abständen die Körner in die Furchen gestreut und nach ein paar Wochen sind in schönen, regelmäßigen Abständen die Getreideähren gewachsen.
Ist ja toll!
Ja genau, bis dann so Kollegen wie du gekommen, an den Ähren hochklettern und sich die ganzen neuen Körner schnappen.
Oh!
Na ja, ich sag ja immer: Jeder muss leben. Die Ackerbürger mit ihren Berufen und ihrer kleinen Landwirtschaft und die Mäuse, die am liebsten die Körner fressen. Und die Insekten auch. Aber das ist eine andere Geschichte.
Kommst du noch mit zu dem runden Mahlstein dort neben dem Baum? Mit dem habe ich noch was zu besprechen. Und dann könnte ich dich gleich vorstellen.
Dem runden Mahlstein…? Vorstellen?
Ja, klar. Das ist Jean-François. Ist auch ein sehr feiner Kerl. Man versteht ihn nur nicht so gut. Na los, komm mit rüber.
Ja, und so habe ich nicht nur Alfred die Ameise, sondern auch gleich einen sehr seltsamen Mahlstein kennengelernt.
Fotos: © Schlesisch-Oberlausitzer Museumsverbund gGmbH