Station: [2] Haupthaus/Wohnstallhaus


Das große, schöne Wohnhaus ist der ganze Stolz meines Vaters, Wilhelm Händel. Früher haben wir in einem kleinen Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite gewohnt. Jetzt haben wir einen ganzen Hof. Wer nach Zabeltitz kommt, kann den stattlichen Fachwerkgiebel schon von weitem sehen. Das Haus ist nicht nur hoch, sondern auch ziemlich lang. Es reicht hinten fast bis an die Scheune heran. Im vorderen Teil wohnen wir, also meine Eltern Wilhelm und Anna Händel, meine Geschwister und die kleine Hertha. Und im hinteren Teil sind unsere Kühe und Schweine untergebracht. Was, du lachst? Tiere und Menschen in einem Haus? Das ist doch ganz normal! Das war schon immer so und das ist auch praktisch. Die Tiere müssen ja von früh morgens bis spät abends versorgt werden, und da ist es gut, wenn man schnell im Stall ist. Außerdem ist es im Winter weniger kalt, wenn alle unter einem Dach wohnen. Und wenn es ein Problem gibt oder wenn ein Kälbchen geboren wird, sind wir sofort zur Stelle. Vermutlich ist es bei Euch zu Hause völlig anders. Na egal. Bevor wir gleich ins Haus gehen, schau dir mal die Fassade an. Ist dir aufgefallen, dass die Wände im Erdgeschosse und im Obergeschoss unterschiedlich sind? Unten sind die Wände glatt verputzt, und erst darüber beginnen die dunklen Balken. Das ist so, weil das Erdgeschoss aus Bruchsteinen gemauert ist… die gemauerte Wand wurde dann verputzt und gestrichen. Das Stockwerk darüber hat keine Wände aus Stein, sondern aus Fachwerk. Das Fachwerk ist ein Gerüst aus Holzbalken. In die Zwischenräume zwischen den Balken sind Bretter eingebaut, die mit einer Mischung aus Lehm und Stroh verschmiert werden. So entsteht eine feste Wand. Diese Wände aus Holzbalken und den ausgefüllten Zwischenräumen siehst du nicht nur von hier draußen, sondern auch, wenn wir gleich reingehen. Hier, der kleine Vorbau aus Holz, das ist der Eingang. Auf dem weißen Schlussstein über der Tür steht das Jahr, in dem das Haus gebaut wurde. Das war 1810 oder 1811, die letzte Ziffer ist nicht mehr lesbar. Und wir sind im Jahr 1912…unser Haus ist also etwas mehr als 100 Jahre alt!

Alle Abbildungen: © Bauernmuseum Zabeltitz