Station: [16] Kostbares und Kurioses
Diese kleine Spitztüte ist etwas ganz besonderes. Durch einen glücklichen Zufall hat sie es zu uns ins Museum geschafft. Das Tütchen enthält Knaster, oder auch Kanaster, wie der Tabak mancherorts genannt wird. Knaster ist bereits geschnittener Pfeifentabak und gehört zu den ältesten Tabakerzeugnissen Europas. Bereits im 17. Jahrhundert liest man über Knaster, das Wort kommt aus dem Niederländischen. Vor allem in den Provinzen Utrecht und Geldern hat man Knaster angebaut. Aus Holland kommt auch dieses Tütchen mit dem Bild der heiligen drei Könige und folgender Aufschrift: Geschnitten und gefüllt von: Johannes Jotzselaar, viertes Haus von dem Zont-Steg, bei den Dreikönigen in Amsterdam. Es ist die wohl älteste noch erhaltene Tüte dieser Art. Sie war, wohl versehentlich, im Mansardendach eines Gebäudes eingebaut worden und wurde erst bei Sanierungsarbeiten wiederentdeckt.
Die in der gleichen Vitrine ausgestellten Zigarren überdauerten auf ähnliche Weise. Sie waren im Grundstein einer Offenburger Zigarrenfabrik vermauert worden.
Ob Statussymbol, Markenzeichen oder altes Laster, in der Politik ging es häufig nicht ohne. Die Zigarette, Pfeife oder Zigarre waren ein wichtiges Accessoire auf dem politischen Parkett. Besonders konsequent: Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der bis zu seinem Tod bei all seinen Gesprächsrunden im Fernsehen Zigarette rauchte. Dem Museum hat Schmidt zu Lebzeiten eine handsignierte Schachtel Reyno Mentholzigaretten vermacht.
Vor der Reyno Schachtel sehen Sie den verwitterten Pfeifenkopf einer zerbrochenen Tonpfeife. Dieser wurde bei einem Tauchgang im Hafen von Battle Harbour in Kanada gefunden. Das Stück verweist auf einen alten Brauch: Matrosen war das Rauchen auf See verboten. Zu groß war die Gefahr, dass die Schiffe in Brand gerieten oder die gelagerte Munition sich entzündete. So war es in einigen Regionen der Brauch, dass die Matrosen beim Betreten der Schiffe ihre Tonpfeifen zerbrachen und in das Hafenbecken warfen, um vorerst einen Schlussstrich zu ziehen. Auf Tabak brauchten sie trotzdem nicht verzichten, Schnupf- und Kautabak boten einen Ersatz.
In der letzten flachen Vitrine zur rechten Seite ist eine alte Tabakdose der Firma Lotzbeck aus Lahr ausgestellt. Ein schönes Beispiel für frühe Werbeslogans im einfachen Drei-Zeiler:
Trink was klar ist! Sprich was wahr ist! Schnupf was von Lahr ist!
©-Alle Abbildungen: Oberrheinisches Tabakmuseum Mahlberg