Station: [13] Heimarbeit
Eine einfache Blechunterlage, ein Messer, die hölzernen Formleisten und eine Presse - das ist das Werkzeug, mit dem vor allem die Landfrauen in Heimarbeit Zigarren wickelten. Gearbeitet wurde im Akkord. Es heißt, eine gute Zigarrenarbeiterin konnte bis zu 1000 Stück am Tag wickeln. Reich wurden die Arbeiterinnen nicht, aber zumindest ihre Existenz war gesichert.
Der Unternehmergeist war geweckt, die Fabrikanten kamen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Bau von immer neuen Fabriken kaum hinterher. Kurzerhand wurden die Festsäle der Gasthäuser provisorisch für die Zigarrenproduktion umfunktioniert.
Es war die Zeit der Auswanderung. Aus purer Not schickten Familien einen Teil ihrer Nachkommen nach Amerika. Ein Schicksal, das auch viele Menschen im benachbarten Schwarzwald ereilte. Die Landbevölkerung am Oberrhein konnte aufgrund der wirtschaftlich besseren Lage in ihrer Heimat bleiben.
Die Schiebevitrinen in der Raummitte zeigen historische Fotos der Fabrikbelegschaften. Ordentlich aufgestellt schauen Frauen, Kinder und Männer ernst in die Kamera. Wie ist es ihnen in den Fabriken ergangen? Konnten sie ein erfülltes Leben führen?
Fragen, die nicht wirklich in die damalige Zeit passen und die unbeantwortet bleiben.
Auf der Rückseite der ersten Schiebevitrine sehen sie die prächtigen Fabrikgebäude und Fabrikantenvillen - Wohlstand und Wachstum, den die Tabakindustrie den Unternehmern brachte.
©-Alle Abbildungen: Oberrheinisches Tabakmuseum Mahlberg