Station: [137] Grabplatten an der Evangelischen Stadtkirche Rheda
Die Schönen und Reichen vergangener Jahrhunderte ließen sich in den Innenräumen der Kirche bestatten – je näher beim Altar, desto so besser. Auch in Rheda bedeckten aufwändig gestaltete Grabplatten den Fußboden der evangelischen Stadtkirche. Sie erlangte ihre Bedeutung erst nach der Reformation.
Einige der ehemals prächtigen Grabplatten stehen seit einigen Jahren an der Kirchenaußenwand. Sie gehörten Adeligen und wohlhabenden Bürgern, die im 16. und 17. Jahrhundert verstarben. Über die Jahrhunderte ist ihre Pracht verblasst, da abertausende Menschen über sie hinweggelaufen sind und ihre Oberfläche abgewetzt haben. So sind auch die Wappenbilder und Inschriften nur noch schwer zu entziffern.
Die Grabplatte mit den vier Wappen an der Ostwand ganz links erinnert an Gräfin Sophia Agnes Eleonore zu Bentheim-Tecklenburg, die 1691, mit 53 Jahren, starb und im Chor der Kirche bestattet wurde. Sie war mit den großen Fürstenhäusern Mitteldeutschlands verwandt und hatte ihr Leben auf Schloss Rheda verbracht.
Auch die Berater des Fürstenhauses, Geistliche und hohe Beamte, ließen sich in der Stadtkirche zur letzten Ruhe betten. Gleich um die Ecke, an der Nordseite der Kirche, steht die Grabplatte des gräflichen Regierungsrats Wilhelm Hoffmann. Sein Sohn Christoph Ludwig Hoffmann – 1721 in Rheda geboren – sollte einer der wichtigsten Mediziner seiner Zeit werden. Er erforschte und verbesserte die Schutzimpfung gegen die Pocken – eine damals in ganz Europa grassierende Krankheit. Der Grabstein seines Vaters ist heute fast vollkommen abgeflacht, nur das Familienwappen in der Mitte ist noch schemenhaft zu erkennen.
Gleich neben Wilhelm Hoffmanns Grabplatte ist ein deutlich kleinerer Stein mit einem flachen Dreiecksgiebel in die Mauerecke eingelassen. Er erinnert an alle außerhalb des Kirchenraums Bestatteten. Sie liegen auf dem Johannis-Kirchhof begraben, dem heutigen Evangelischen Friedhof.
Als im Jahr 1972 das Kirchengebäude restauriert wurde, nahm man die Grabplatten auf und schaffte sie aus der Kirche. Dass sie bis heute erhalten sind, verdankt die Stadt der Bildhauerfamilie Vielstädte aus Herzebrock. Sie sicherte einige der Platten, verwahrte und restaurierte sie. Zwischen 2015 und 2018 kamen sie an den Standort zurück.
Alle Abbildungen : Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum