Station: [114] Hubert Hartmann: Gedenktafel Luise Hensel
Luise Hensel, die wohl wichtigste katholische Lyrikerin des 19. Jahrhunderts, wählte sich Wiedenbrück als zweite Heimat. Sie war 1798 in der Mark Brandenburg zur Welt gekommen, als Tochter eines evangelischen Pfarrers. Als junge Frau konvertierte sie zum Katholizismus, wies alle Verehrer ab und entsagte der Ehe.
Die hochgebildete Luise Hensel verbrachte ein rastloses Leben zwischen mildtätiger Arbeit und der Erziehung und Bildung junger Frauen. Als Begleiterin ihres früh verwaisten Neffen lebte sie mehrere Jahre in Wiedenbrück, zog dann weiter nach Koblenz, Aachen, Berlin, Dresden und Köln. Mit über 50 Jahren kehrte sie zurück und ließ sich endgültig in Wiedenbrück nieder.
Sie bezog eine Wohnung direkt gegenüber, an der Südseite des Platzes, im Haus Markt 9. Das Gebäude wurde Mitte des 20. Jahrhunderts abgerissen, doch auf Ihrem Bildschirm erscheint jetzt ein Foto des historischen Gebäudes.
Luise Hensel verließ Wiedenbrück erst im hohen Alter, um sich in die Pflege einer ihrer Schülerinnen, Pauline von Mallinckrodt, zu begeben. 1876 starb sie unweit ihrer westfälischen Wahlheimat, in Paderborn.
Ihre Lyrik ist geprägt von tiefer Innerlichkeit, der bedrückenden Gewissheit von Schuld und Sünde sowie dem sehnsüchtigen Hoffen auf Erlösung. Ihr Nachtgebet „Müde bin ich, geh zur Ruh“ gehört noch heute zu den bekanntesten und beliebtesten Kindergebeten.
Von ihrem Fenster im Haus gegenüber genoss Luise Hensel jahrzehntelang den Blick auf die Aegidiuskirche und die Statue der Mutter Maria mit dem toten Jesus auf den Knien, einige Schritte weiter links von hier. Das Gedicht, das Hensel dieser Pietà-Figur widmete, hören Sie, wenn Sie die Audionummer 113.1 aufrufen.
Abbildung 1: Torsten Nienaber, © Wiedenbrücker Schule Museum
Abbildung 2: Postkarte © Wiedenbrücker Schule Museum