Station: [7] Die Culina (Küche)
Quintus: Oh, heute ist es hier in der culina sehr stickig und heiß! Findet ihr nicht auch?
Valeria: Ja, das liegt daran, dass der Ofen ungewöhnlich stark qualmt und durch das kleine Fenster dort oben kaum frische Luft in die Küche kommt.
Quintus: Dafür riecht es hier heute aber unwiderstehlich gut! Damaris, was kochst du denn Leckeres? Ich hoffe doch nicht, dass es Fasanenhirn gibt. Eine Hechtleber wäre mir lieber. Mhhh – wie das duftet!
Damaris: Finger weg – mein Lieber! Ich habe - wie gesagt - noch sehr viel zu tun! Beim Festmahl soll es allerlei Köstlichkeiten geben. Da ist sicher auch etwas für euch dabei.
Valeria: Ich freue mich schon auf den Nachtisch: Gefüllte Datteln in Honig! Dafür würde ich alles geben… Oder Honigkuchen – einfach göttlich!
Damaris: Das ist ein gutes Stichwort, Valeria! Es gibt heute tatsächlich Honigkuchen und ich muss die Backform jetzt vom Ofen herunterholen, ohne mir die Finger zu verbrennen. Eigentlich eine praktische Sache: Der Teig wird in die vorgeformten Rundungen gefüllt und alles auf dem Ofen gebacken. Fertig! Hier auf dem Tisch steht noch eine Form. Ja, diese dort drüben mit den kleinen Wölbungen, direkt neben den Amphoren. Ahhh …, jetzt habe ich doch nicht aufgepasst und mich fast verbrannt! Verflixt, ist das heiß! Fragt doch ´mal euren Gast, ob er diese Kuchen kennt.
Quintus: Eine interessante Frage! Ja, gibt es da, wo du herkommst auch so etwas? – Wie nennt ihr sie? Ach … Muffins? Das klingt aber lustig und ist auf keinen Fall Latein. Die Weltsprache bei euch ist Englisch? Wie ist das denn möglich? Bei uns sprechen fast alle vornehmen Leute Latein.
Valeria: Was isst du denn eigentlich am liebsten? Pizza und Pommes? Davon habe ich noch nie gehört, aber das wäre bestimmt ´mal eine Abwechslung zu dem ständigen Getreidebrei bei uns.
Damaris: Was, dir schmeckt mein guter Getreidebrei nicht? Dann lass dir doch bitte bei Gelegenheit das Rezept für die außergewöhnlichen Gerichte geben, die euer Gast eben erwähnt hat. Ich liebe es, neue Speisen auszuprobieren.
Quintus: Rezepte könnt ihr später noch austauschen. Jetzt zeigen wir unserem Gast erst einmal die ganze Küche. In den dünnen Amphoren, den bauchigen Gefäßen in der Ecke da hinten, wird Wein aufbewahrt und in den dicken Öl.
Damaris: Vergesst nicht Garum, meine selbstgemachte Fischsoße, zu erwähnen! Dafür bin ich in der ganzen Stadt bekannt!
Quintus: Das würde ich doch niemals vergessen! Die schmeckt wirklich einmalig gut!
Valeria: Damaris´ Fischsoße besteht, wir du dir vielleicht schon denken kannst, aus Fisch und einer Menge verschiedener Kräuter. Am besten schmeckt sie zu Brot und Bohnen. Davon kann man gar nicht genug bekommen. Aber der Geruch ist sehr gewöhnungsbedürftig. Hier habe ich eine kleine Kostprobe - riech ´mal daran: Siehst du, ich habe es dir gleich gesagt – du verziehst angewidert das Gesicht. Ach so, bei euch gibt es solche Soßen im Asia Shop und der Geruch erinnert dich an Maggi oder Soja. Nun ja, wir kaufen die Fischsoße in der Regel auch bei Händlern. Die besten haben ihre Geschäfte in Ostia, der Hafenstadt von Rom.
Damaris: Garum schmeckt außerdem auch ausgezeichnet zu Stachel- und Purpurschnecken. Wir verfeinern damit alle Speisen. Nein, eine rote Soße namens Ketchup kenne ich nicht! Was soll das sein? Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass irgendetwas auf der Welt besser schmeckt als unsere hervorragende Fischsoße! Mögen die Penaten mir beistehen und dieses Mahl zu einem geschmacklichen Erfolg machen!
Quintus: Ach, da fällt mir noch etwas anderes ein. Du hattest mich vorhin nach unseren Hausgöttern gefragt. Damaris hat sie gerade erwähnt. Sie heißen Penaten und beschützen die Familie und die Vorratsspeicher, eben das ganze Haus. Du siehst sie über dem Herd, sie sehen aus wie zwei Schlangen. Wir haben dir bereits davon erzählt.
Damaris: Wenn ihr eurem Gast die ganze Villa gezeigt habt, kommst du, Valeria, bitte zu mir. Ich muss dir für das Fest heute Abend noch eine hübsche Frisur machen.
Valeria: Gerne, Damaris. Du bist die beste Ornatrix, die ich kenne! Vielleicht kannst du mir einen Kranz flechten und ihn am Hinterkopf zu einem Zopf zusammenführen. Diese Frisur steht mir bestimmt richtig gut!
Quintus: Ach ja! Und wen, bitteschön, willst du damit beeindrucken? Habe ich da etwas verpasst, Schwesterlein?