Station: [7] 1623: Ein Rittergut leistet sich eine Stadt
Herold:
Volk von Riesa! Ich verkündige Euch große Neuigkeit!
Dem Herrn Direktor der Holzflöße und lieben getreuen Christoph Felgenhauer, Eurem herrschaftlichsten Rittergutbesitzer, ist vom Kurfürsten große Ehre zuteil geworden. Unlängst, im Jahr des Herrn 1623, am 28. Julius, hat der gnädige Kurfürst den Flecken Riesa und mit ihm das Rittergut allergnädiglich mit dem Stadtrecht begnadet.
Von dato an und zu ewigen Zeiten genießt der Flecken Riesa… pardon! die Stadt Riesa vollkommenes Stadtrecht mit allem, was davon dependieret, als da seien: Freiheiten, Privilegien, Rechte und Gerechtigkeiten. Möge die Einwohnerschaft von Riesa die Privilegien nach Kräften nutzen, die der Freiherr von Felgenhauer der unendlichen Gnade des Fürsten abgetrotzt hat, als da seien: das Recht zu backen, zu brauen, zu schenken, zu handwerken und nicht zuletzt: wöchentlich einen Markt abzuhalten. Möge das Volk von Riesa sich der hohen Gunst, in der ihre Stadt steht, alltäglich würdig erweisen!
Ende der Verlesung. Ich empfehle mich!
… und verlasse diesen gottverlassenen Ort, so schnell es geht. Hmm… was mag den Kurfürsten wohl geritten haben, diesem winzigen Flecken mitten im Nirgendwo das Stadtrecht zu verleihen? Sicherlich hat ihn sein einstiger Floßinspekteur und geheimer Kammerrat von Felgenhauer bequatscht. Um seiner eigenen Privilegien willen, die er künftig mit der Patrimonialgerichtsbarkeit innehat.
Ich jedenfalls sehe hier keinen Wochenmarkt und noch weniger Pferde- oder Viehmärkte, wie es sich für eine richtige Stadt gehört. Eine Handvoll Bauern, ein paar Handwerker, armseliges Volk, das wars! Wenn ich einen Tipp abgeben müsste: Es dürfte hier noch ein paar hundert Jährchen dauern, bis aus diesem ärmlichen Dorf tatsächlich eine schöne Stadt geworden ist. Und so lange kann ich nicht warten. Mein Job ist erledigt. Die Leute wissen Bescheid. Ich empfehle mich.