Station: [4] Finderlohn für den Röderauer Schatz?


Edelfrau:

Ach, da sind ja meine Schmuckstücke! Wie froh ich bin, sie wiederzuhaben! Meine Armreifen und Ringe aus purem, glänzendem Gold! Und die Perlen aus rötlichem, hellem Bernstein, der von einem Meer weit aus dem Norden stammt… so sagten es die weitgereisten Händler, die uns all diese Kostbarkeiten brachten.

Aber… wo ist das Band, das die Perlen zusammenhält? Und warum liegen meine Schmuckstücke hier, in diesem Raum, hinter hell erleuchtetem grünem Fenster?

Mirtschin:

Werte Edelfrau! Ich glaube, ich bin Ihnen eine Erklärung schuldig.

Edelfrau:

Sie? Wer sind Sie?

Mirtschin:

Mein Name ist Mirtschin. Alfred Mirtschin…

Edelfrau

… ein seltsamer Name.

Mirtschin:

Und ich habe Ihren Schmuck gefunden.

Edelfrau:

Ihr seid der edle Finder? Das ist im höchsten Maße lobenswert. Ich werde meinen Mann, den Herrscher über alle rechtselbischen Dörfer, anweisen, Euch einen angemessenen Finderlohn auszuzahlen. Warten Sie… vielleicht einen halben Auerochsen? Oder eine Waffe aus dem neuen, harten Metall, „Bronze“ genannt? Unsere Schmiede sind wahre Meister in der Erschaffung und Verarbeitung dieser… „Bronze“.

Mirtschin:

Werte Edelfrau! Ich befürchte, es liegt ein Missverständnis vor. Ich habe Ihr Geschmeide tatsächlich gefunden… aber nachdem es mehr als 3.000 Jahre im Boden gelegen hatte.

Edelfrau:

Mehr als 3.000 Jahre?!? Wie das?

Mirtschin:

Es scheint, als ob Sie selbst oder Ihr Gatte das Geschmeide, die Dolchklinge und Bronzenadeln, in einen Tonkrug gelegt und mit einer Deckschale abgedeckt haben. Die Art und Weise lässt vermuten, dass eine Weihe oder Opfergabe den Anlass dazu gaben.

Edelfrau:

Ja, ich entsinne mich nicht mehr… War es, um die Götter zu besänftigen? … die Wogen des großen Flusses zu glätten? ... Oder um sie vor herannahenden Feinden in Sicherheit zu bringen? Ich erinnere mich nicht mehr…

Mirtschin:

Jedenfalls haben Ihre Schmuckstücke tausende von Jahren in der Erde gelegen, bis sie bei Eisenbahnbauarbeiten gefunden wurden.

Edelfrau:

Eisen? Bahn? Bauarbeiten?! Ihr sprecht in Rätseln.

Mirtschin:

Schon gut, schon gut. Jedenfalls wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Ihre Schmuckstücke nun hierbleiben könnten. Sie sind für uns von unschätzbarem Wert.

Edelfrau:

Wirklich?

Mirtschin:

Ja, denn dank ihrer können noch in tausenden Jahren die Menschen nachempfinden, wie eine Edelfrau aus der Bronzezeit sich geschmückt hat.

Edelfrau:

Nun, dann will ich Güte walten lassen. Behaltet meinen Schmuck zur Erinnerung an mich und meine Mitmenschen… Hätte ich damals geahnt, dass mein Schmuck in abertausenden von Jahren noch bewundert werden wird?

Mirtschin:

Werte Edelfrau! Die Nachwelt ist Ihnen zu großem Dank verpflichtet.