Station: [3] Das älteste Zeugnis der menschlichen Besiedlung
Mirtschin:
Ah! Die Feuersteinklinge! Schön präsentiert ist sie hier. So dass man sie von allen Seiten bewundern kann…
Ein außergewöhnlich schönes Stück… und eines der ältesten Objekte unserer Sammlung.
Ich erinnere mich, als sei’s gestern gewesen… Ich wurde von meinem verehrten Kollegen Herbert Knoll nach Hirschstein gerufen…
Ruth:
Herr Mirtschin, Herr Mirtschin! Guten Tag!
Mirtschin:
Du bist also die Ruth! Dein Lehrer sagte mir, du habest etwas gefunden?
Ruth:
So ist es! Einen Tierschädel, dort drüben, in der Kiesgrube… Aber es ist kein Rind oder Schaf… und er sieht sehr alt aus. Und da dachte ich, vielleicht interessiert es Sie ja…
Mirtschin:
Und ob, und ob! Gut, dass du mich hast rufen lassen. Hmm... in der Kiesgrube, sagst du? Dann wollen wir mal sehen…
Ruth:
Ungefähr hier war es.
Mirtschin:
Wer weiß, was sich da noch versteckt. Vielleicht finden wir noch andere Knochen des Tieres…
Was ist denn das?
Ruth:
Was denn?
Mirtschin:
Schau mal hier…
Ruth:
Ein länglicher Stein.
Mirtschin:
Und wenn du hier an der Kante deine Fingerspitze drauflegst… vorsichtig…
Ruth:
… ist ganz schön scharf. Fast wie ein Messer.
Mirtschin:
Ganz genau! Ich glaube, Ruth, wir haben eben einen ganz besonderen Fund gemacht. Das ist eine Klinge, aus Feuerstein, von Menschenhand bearbeitet… hmm… offensichtlich aus der Altsteinzeit…
Ruth:
Aus der Altsteinzeit?!
Mirtschin:
Das muss ich noch prüfen. Aber dem Fundort nach zu urteilen…
Unter der Klinge liegt das Geröll der vorletzten Eiszeit, die wir heute Saaleiszeit nennen. Die Lößschicht darüber dürfte aus der letzten Vergletscherung, der sogenannten Weichseleiszeit, stammen.
Ruth:
Dann ist die Klinge ja unglaublich alt!
Mirtschin:
Nun, ich würde sie auf 100.000 Jahre schätzen…
Ruth:
Ist ja irre!
Mirtschin:
… und sie wäre damit das älteste Zeugnis einer menschlichen Besiedelung im nordsächsischen Raum. Und wir haben sie gemeinsam gefunden. Tolle Sache!
Und dein Tierschädel…
Ruth:
… der lag ja gleich daneben!
Mirtschin:
… der ist dann wahrscheinlich auch so alt.
Ruth:
Menschenskind! Wenn ich das morgen in der Schule erzähle, dann glaubt mir das keiner…
Mirtschin:
Ja, so war das damals… im Jahr… wann war das doch gerade? Ja, 1932 …
Aber was steht hier? Die Feuersteinklinge wurde vor ein paar Jahren noch einmal untersucht. Mit neuester Technik hmm… hmmm…. Und konnte neu datiert werden. 150.000 bis 200.000 Jahre ist sie alt.
Donnerwetter! Da habe ich ja ganz schön danebengelegen! Aber in einem Punkt hatte ich recht: Die Feuersteinklinge ist (bis jetzt) das älteste Zeugnis einer menschlichen Besiedelung im nordsächsischen Raum.
So viel steht fest!
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Informationsblatt für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Hirschstein, September 2010, S. 5f.