Station: [2] Römischer Grabkult
„Einen Toten darf man nicht innerhalb der Stadt begraben“, lautete eine der Vorschriften unserer Zwölftafelgesetze. Zu meiner Zeit gab es auf beiden Seiten des Inn einen Friedhof. Einer lag nur ungefähr 150 Meter von hier entfernt. Und richtig – er befand sich damals noch außerhalb des Kastells und der Siedlung, die wir damals Boiodurum nannten. In den letzten hundert Jahren wurden nur wenige Dinge von römischen Friedhöfen in Passau gefunden. Einige antike Grabsteine aus dieser Zeit sieht man heute noch in Kirchen in der Umgebung von Passau. Du kannst dir sicher vorstellen, dass man sie dort nicht so leicht herausnehmen kann, um sie im Museum auszustellen. Ein paar Steine kannst du dir trotzdem hier anschauen. Siehst du den Grabstein mit den Delphinen? Er wurde erst 1981 aus dem Flussbett des Inn gehoben. Kannst du dir vorstellen, warum die Delphine hier zu sehen sind? Wir Römer glaubten, dass sie die Seelen der Verstorbenen ins Totenreich führen. Jetzt schau einmal zu dem Stein mit den Abbildungen von Menschen darauf. Findest du nicht, dass es so aussieht, als wenn sie aus einem Fenster schauen? In der Archäologie nennt man so eine Darstellung deswegen ein „Fenstergucker-Relief“.