Wie ein Arme-Mägde-Haus sieht das Haus vor ihnen eigentlich gar nicht aus. Die Backsteinfassade, die großen Kreuzstockfenster und der aufwendig gemauerte Treppengiebel sind keinesfalls als ärmlich zu bezeichnen. In diesem Haus aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, das von einem reichen Kanoniker gestiftet wurde, lebten die allein stehenden weiblichen Angestellten des Stiftes. Ob als Aufwärterin, die das Essen auftrug oder als Beschließerin, die sich um die Wäsche kümmerte, hier konnten sie ihren wohl verdienten Lebensabend verbringen. Sie stehen jetzt im Herzen der Altstadt und direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite, sehen sie ein weiteres architektonisches Kleinod. Es stammt aus dem 15. Jahrhundert. Interessant an diesem Haus ist sein Treppengiebel und das verwendete Material. Die Tuffsteinfassade stammt aus den Ruinen der alten römischen Stadt vor den Toren Xantens, der Colonia Ulpia Traiana. Die vom Kaiser Trajan gegründete Stadt wurde über Jahrhunderte geschliffen und abgetragen um wieder verbaut zu werden. Mittlerweile befinden sich mehr Steine aus Trajans Stadt im heutigen Xanten, als auf dem Gelände des Archäologischen Parks.Text/Fotos: © museum.de