Station: [2] Geschichte der Militärmusik
M: Er ist heute weniger Instrument, als vielmehr Symbol: Der Schellenbaum. Diese bis zu zehn Kilogramm schwere Standarte führt traditionell den Marsch der Militärkapellen an. Dieses Exemplar hier stammt vom Heeresmusikkorps 7 der Bundeswehr und war bis 2007 in Gebrauch. Charakteristisch für den Schellenbaum sind der Halbmond sowie die gefärbten Rossschweife, die seitlich herunterhängen.
F: Ursprünglich stammt der Schellenbaum aus dem Osmanischen Reich. Er wurde in der türkischen Militärmusik verwendet. In Europa wurde diese als Janitscharenmusik bezeichnet. Ein Begriff, den die Osmanen selbst so nie verwendet haben. Denn mit Musik hatten die Janitscharen wenig am Hut.
M: Sie waren vielmehr eine Art Elitetruppe, hatten keinen Besitz und keine Familie und lebten ausschließlich für den Krieg. Ihr Ursprung reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Damals wurden christliche Kriegsgefangene rekrutiert, die sich zum muslimischen Glauben bekehren ließen. Die Janitscharen dienten als Leibgarde des Sultans und erreichten die höchsten Ämter im Reich.
F: Dass sich die Militärmusik der Osmanen in Europa verbreitete, hat unter anderem mit dem Jahr 1699 zu tun. Damals unterzeichneten der habsburgische Kaiser und das Osmanische Reich den Vertrag von Karlowitz. Zur Feier des Friedensvertrages brachten türkische Diplomaten unter anderem eine Militärkapelle mit nach Wien. Diese hatte nicht nur Trompeten, Trommeln und Pauken im Einsatz, sondern auch … Schellenbäume. Diese wurden rhythmisch im Takt geschüttelt.
M: Im 18. Jahrhundert verbreitete sich die türkische Militärmusik schließlich in allen europäischen Heeren. Anfangs wurden die Musiker oft „importiert“, später setzte sich der Brauch durch, die türkischen Instrumente mit schwarzen Künstlern zu besetzen, die für ihren Auftritt oftmals in exotische Gewänder gekleidet wurden.
F: Lange Zeit wurden die Militärmusiker gemeinhin nur als „Janitscharen“ bezeichnet – und der Schellenbaum als Mohammedsfahne. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der Schellenbaum dann immer mehr zu einer repräsentativen Standarte.
Foto: © Garnisonsmuseum Ludwigsburg