Station: [12] Die Geschichte der Nabatäer
Die Anfänge der nabatäischen Geschichte liegen im Dunkeln. Erstmals namentlich erwähnt werden die „Nabataioi“ kurz nach dem Tod Alexanders des Großen, als die Generäle Alexanders um die Nachfolge in seinem Reich kämpften. Demetrios Poliorketes (genannt: der Städtebelagerer) gelang 312 vor unserer Zeitrechnung die Einnahme der Stadt Petra. Er erkannte die wirtschaftlichen Ressourcen dieses bis dahin am Rande der weltpolitischen Bühne gelegenen Gebietes.
Durch Verhandlungen, Tributzahlungen und Stellung von Geiseln gelang es den Nabatäern, eine Besetzung durch Demetrios abzuwenden. Dennoch waren Begehrlichkeit geweckt: Die Ptolemäer in Ägypten sowie die Seleukiden in Syrien und dem Zweistromland hatten ein Auge auf das unwirtlich scheinende nabatäische Gebiet geworfen.
Doch die Nabatäer verhandelten gut und konnten auch einige militärische Erfolge verzeichnen. So gelang es ihnen vier Jahrhunderte lang, ihre Eigenständigkeit zu bewahren. Zum Höhepunkt der nabatäischen Macht dehnte sich ihr Einflussgebiet von Damaskus im Norden bis nach Hegra im heutigen Saudi-Arabien aus.
Der Wendepunkt kam mit dem Niedergang der hellenistischen Königreiche. Rom trat auf den Plan und versuchte, die Spannungen in Syrien zu nutzen. Auf seiner Expedition nach Osten schickte Pompeius einen seiner Heerführer ins nabatäische Gebiet, um dieses für Rom zu erobern. Den Nabatäern gelang eine Übereinkunft mit den Römern: Durch die Zahlung der ungeheuren Summe von 300 Talent konnten sie die römische Besatzung abwenden. 300 Talent – das waren mehr als 8.000 Kilogramm reines Silber!
Doch sie gingen geschwächt aus der Konfrontation hervor und hatten in den folgenden 150 Jahren Mühe, einen fragilen Frieden mit Rom zu bewahren. Als unter Kaiser Trajan das römische Reich erneut expandierte, war auch das Ende der nabatäischen Unabhängigkeit gekommen. Im Jahr 106 unserer Zeit machte der Statthalter von Syrien Nabatäa zur römischen Provinz Arabia. Das erste und langlebigste vorislamische Staatsgebilde in Arabien endete also nicht in einem großen Feldzug, sondern mit der Eingliederung in das römische Imperium, die in den Quellen kaum mehr Beachtung fand.