Lässt sich Kunst ertasten? Welche Rolle spielt die taktile Dimension beim Erleben von Kunst? Das Museum Tinguely setzt seine Reihe zu den menschlichen Sinnen in den Künsten fort und zeigt in dieser Gruppenausstellung Arbeiten, die die zahlreichen Facetten unserer haptischen Wahrnehmung aufgreifen. Der abwechslungsreiche, viele Jahrhunderte umfassende Parcours lädt zu direkten taktilen Erfahrungen ein und fordert unsere Fähigkeit des ‚Embodiment‘. Barocke Allegorien, die Avantgarde mit Marcel Duchamp, körperbezogene Kunstformen der 1960er- und 1970er-Jahre (u.a. Valie Export, Bruce Nauman) und zeitgenössische Positionen (u.a. Pipilotti Rist, Pedro Reyes, Ana Mendieta) bilden Schwerpunkte der Ausstellung.
Bild:
Marcel Duchamp, Prière de toucher. Einband der nummerierten Edition des Ausstellungskataloges zu "Le Surréalisme en 1947", 1947
Michael Landy (*1963) gehört zu den "Young British Artists", die ab 1988 Furore gemacht haben. Er trat mit Installationen auf, bei denen Fiktion und reales Leben eine beunruhigende Liaison eingingen. Mit Break Down wurde er 2001 einem grösseren Publikum bekannt: Er inventarisierte in einem Ladenlokal in London sämtliche Gegenstände, die ihm zu diesem Zeitpunkt gehörten, um sie anschliessend in einem geregelten Prozess zu zerstören. Landy beschäftigt sich intensiv mit der Funktion von Kunst und Kunstwerken in der Gesellschaft. Das Museum Tinguely zeigt die erste retrospektive Ausstellung des Künstlers ausserhalb der UK.
Tinguely’s Skulpturen haben stets eine akustische Dimension, die vom Künstler als Teil der Werke bewusst komponiert und austariert wurde. Sie erzeugen Geräusche, Klänge und scheinbar zufällig sich vollziehende Musik. Einen Höhepunkt erreichte diese musikalische Seite mit den vier ‚Méta-Harmonie‘-Musikmaschinen zwischen 1978 bis 1985. Die Ausstellung wird die einmalige Gelegenheit bieten, diese grossformatigen und vielfältigen Klangkörper, die in Karuizawa (Japan), Wien und Basel zu Hause sind, im Dialog miteinander zu erleben. Sie werden die Bühne bilden für ein weitgefasstes Veranstaltungs- und Konzertprogramm, das sich dem Thema der Maschinenmusik widmet.
Ben Vautier ist seit den späten 1950er-Jahren als Künstler, Performer, Organisator, Erfinder in Sprache und Neudenker der Kunst präsent. Ben gehört zu den Pionieren von Fluxus in Europa und war als Mitstreiter der École de Nice eng befreundet mit Künstlern wie Arman, Yves Klein, Martial Raysse und anderen. Er ist bekannt für seine Schriftbilder, die mit kurzen, prägnanten Sätzen das Leben und die Kunst gleichermassen befragen wie herausfordern. Ben Vautier, der im Sommer 2015 seinen achtzigsten Geburtstag gefeiert hat, ist im Museum Tinguely die erste umfassende Retrospektive in der Schweiz gewidmet.
Bild: Ben Vautier, Zufall oder Kunst?, 2014
Acryl auf Leinwand
Sammlung Ben Vautier Nizza
Haroon Mirzas Sound-, Licht- und Medieninstallationen sprechen den Sehsinn wie das Gehör an und schaffen unvergleichbare, immersive Ausstellungserlebnisse. Seinen meist ortsspezifischen Installationen ist ein vielschichtiger Dialog mit dem verarbeiteten Material eingeschrieben, das von Audiogeräten, LEDs und Solar Panels bis hin zu Found Footage und Arbeiten anderer Künstler reicht. Die bisher grösste Ausstellung präsentiert mit existierenden und mehreren neu konzipierten Werken Mirzas Schaffen in grosser Breite. Ausgehend von der theoretischen Fragestellung, inwiefern eine Einzelausstellung zugleich immer auch eine Gruppenausstellung darstellt, rückt ‚Haroon Mirza/hrm199 Ltd.‘ die kollaborativen Praktiken des Künstlers ins Zentrum und präsentiert unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit.
Bild: Haroon Mirza, The System, 2014
Masse variabel
Hartschaum, LEDs, handelsüblicher Multimedia-Player, Elektroteile,
Lautsprecher, 3-Kanal-Video, Ephemera einer Eileen Gray-Ausstellung
aus dem Irish Museum of Modern Art
Courtesy of the artist and The Irish Museum of Modern Art;
Photo: Davey Moore
Wie riecht Kunst? Was geschieht, wenn unsere Nase plötzlich die Hauptrolle spielt beim Erleben
von Kunst? Die Ausstellung stellt zum ersten Mal den Geruchssinn ins Zentrum unserer
ästhetischen Wahrnehmung. Düfte evozieren subjektiv und kulturell unterschiedlich geprägte
Emotionen, Erinnerungen und Assoziationen. Ein bestimmter Duft zieht uns an oder stösst uns ab.
Der Einsatz von olfaktorischen Stimuli in der Kunst geschieht oft subversiv und bricht mit vielen
Tabus. Gerüche provozieren. Diesen Umstand machen sich international bekannte Künstler zu
Nutze und setzen sich dabei mit den grossen Fragen unserer heutigen Zeit und Gesellschaft
auseinander. Die Ausstellung zeigt Werke und Installationen u.a. von Marcel Duchamp, Dieter Roth, Ed
Ruscha, Valeska Soares, Sissel Tolaas. Ein Duftkino und ein vielfältiges interdisziplinäres Rahmenprogramm
ergänzen die Schau.