Minden (DVM). In einer Sonderpräsentation zeigt der Domschatz Minden am Kleinen Domhof 24 bis Anfang August den „zweiten Löwen“, den Andreas Kresse in halbstündigen öffentlichen Führungen vorstellt. Der Domschatzwächter tauchte im Zusammenhang mit der Fürstenhochzeit bei den Zeitinseln tief in die Geschichte der Trauung Heinrichs des Löwen mit Mathilde von England, der originalen Löwenaquamanile in der Schatzkammer und der Kopie des Gießlöwen, der aus einem Privatbesitz stammt, ein.
"Es war ein kleine Sensation, als sich die Eigentümer des 'zweiten Löwen' bei uns meldeten", schildert der Vorsitzende des Dombau-Vereins Minden (DVM), Hans-Jürgen Amtage. "Dass wir jetzt noch die Möglichkeit haben, den Gießlöwen für eine begrenzte Zeit auszustellen und die Geschichte zu der Aquamanile zu erzählen, ist für uns ein echtes Highlight."
Bei vier Führungen wird Domschatzwächter Andreas Kresse diese Geschichte jetzt noch einmal vorstellen. Die Themen-Führungen beginnen am Sonntag, 22. Juli, Mittwoch, 25. Juli, Samstag, 28. Juli und Freitag, 3. August, jeweils um 15 Uhr. Der Eintritt bei diesen öffentlichen Führungen ist frei, um eine Spende wird gebeten. Anmeldung unter Telefon (05 71) 83 76 41 19 oder per E-Mail an besucherservice@domschatz-minden.de unter Angabe der Personenzahl.
Minden (DVM). „Das ist schon eine kleine Sensation.“ Hans-Jürgen Amtage, Vorsitzender des Dombau-Vereins Minden (DVM), ist immer noch überrascht, wie dieser besondere Löwe plötzlich nach Minden kam.
Im Domschatz Minden ist seit dem Mittelalter das Original der Löwenaquamanile dokumentiert, die sehr wahrscheinlich vor 850 Jahren als Geschenk Heinrichs des Löwen an Bischof Werner von Minden in die Bischofsstadt kam. Der traute am 1. Februar 1168 den Welfen mit der englischen Königstochter Mathilde im Mindener Dom. Schon bei seiner Wahl war Bischof Werner möglicherweise von Heinrich dem Löwen unterstützt worden, der über eine Anhäufung welfischen Besitzes und von Besitzrechten im Gebiet des Bistums Minden verfügte.
Geradezu geheimnisvoll dagegen ist die Entstehungsgeschichte einer nahezu völlig identischen Kopie des Mindener Gießgefäßes, das im Mittelalter bei der liturgischen Händewaschung verwandt wurde. Seit Jahrzehnten vermuteten Kunsthistoriker, dass eine solche Kopie irgendwo in Deutschland in Privatbesitz sei. Zuletzt war dieses in einer Beschreibung der Mindener Löwenaquamanile in den stadtgeschichtlichen Bänden „Bau- und Kunstdenkmäler in Westfalen“ niedergeschrieben worden. „Doch wo sich diese Preziose befand, das war völlig offen. Bis Anfang dieses Jahres“, berichtet Hans-Jürgen Amtage.
Löwen begegnen sich im Domschatz Minden
„Im Januar meldete sich die Familie Dr. Frauke und Dr. Ingo von Lücken aus dem benachbarten Niedersachsen bei uns im Domschatz und fragte an, ob sie ihre Aquamanile einmal mit unserer vergleichen dürfe“, so der Vorsitzende des Dombau-Vereins, der seit der Wiedereröffnung auch Betreiberverein der neugestalteten Domschatzkammer am Kleinen Domhof ist. „Bereits eine Woche später begegneten sich die beiden Löwen bei uns in der Ausstellung.“
Das Erstaunen auf Seiten der Familie von Lücken und des DVM-Vorstandes sowie des ehrenamtlichen Domschatzwächters Andreas Kresse und des Mitgliedes des Kirchenvorstandes der Domgemeinde, Rudolf Bilstein, der sich seit Jahren besonders um das Thema Restaurierungen kümmert, sei groß gewesen. Die beiden Löwenaquamanilen würden sich mehr als 90 Prozent ähneln, obwohl das Original aus der Domschatzkammer in den vergangenen zwei Jahrhunderten soweit bekannt nie die Schatzkammer zur Herstellung einer Kopie verlassen habe, schildert Amtage.
In die Familie von Lücken gelangte der „zweite Löwe“ im Jahr 1950 aus dem Nachlass eines Hildesheimer Dompfarrers, der testamentarisch verfügt hatte, dass der Vater des heutigen Besitzers die Löwenaquamanile bekommen sollte. Der Priester hatte als junger Kaplan den Löwen von einem Braunschweiger Kneipenwirt erworben, in dessen Gaststätte das Gießgefäß seit Jahrzehnten auf dem Tresen stand und auch mal als Aschenbecher genutzt wurde.
Der Gießlöwe als Aschenbecher in einer Kneipe
Während der Wirt damals berichtete, dass der Löwe seit vielen Generationen in Familienbesitz und in diesen durch den Bildersturm in Braunschweig im Jahr 1528 gelangt sei, vermutet die Fachstelle Kunst des Erzbischöflichen Diözesanmuseums Paderborn eine spätere Herstellung. „Da das Mindener Aquamanile schon in den Jahren 1867 beziehungsweise 1879 publiziert und ausgestellt worden ist, ist es nicht verwunderlich, dass man Nachbildungen des Geräts hergestellt hat, was im 19. Jahrhundert mit oftmals erstaunlicher Qualität geschehen ist“, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Karin Wermert. Eine von Frauke von Lücken in Auftrag gegebene Materialanalyse des Löwen durch den TÜV Nord in Hannover weist auf eine mittelalterliche Legierung der Aquamanile hin. „Solche Materialmischungen wurden auch deutlich später hergestellt“, sagt die Paderborner Kunsthistorikerin.
Während diese Löwenkopie erst einmal wohl ihr Geheimnis wahren wird, haben die Eigentümer die Aquamanile für einige Wochen dem Dombau-Verein Minden als Leihgabe überlassen. So zeigt der Domschatz Minden unter dem Titel „Wir haben den Löwen“ ab Samstag, 16. Juni, in einer Sonderpräsentation aus Anlass des 850. Jahrestages der Fürstenhochzeit den „zweiten Löwen“.
Mit der Ausstellungsplanung begann für Domwächter Andreas Kresse ein kleines (kunst-)geschichtliches Abenteuer. Für vier halbstündige Führungen aus Anlass der Sonderpräsentation tauchte er tief in die Geschichte der Trauung Heinrichs des Löwen mit Mathilde von England und der beiden Gießlöwen ein. Am kommenden Wochenende wird er bei den Mindener ZeitInseln mit der weitgehend authentischen Darstellung der Fürstenhochzeit durch Historiendarsteller bei den öffentlichen Kurz-Führungen im Domschatz Minden diese Geschichte vorstellen. Die Themen-Führungen beginnen am Samstag, 16. Juni, und Sonntag, 17. Juni, jeweils um 11 Uhr und um 13 Uhr. An beiden Tagen gibt es außerdem um 15 Uhr öffentliche Führungen durch die gesamte Sammlung der Domschatzkammer. Der Eintritt ist an beiden ZeitInsel-Tagen frei, der Domschatz durchgehend von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Minden (DVM). Das Mindener Museum und der Domschatz Minden kooperieren ab dem 1. Februar im Ticket-Bereich. Besucher, die in einer der beiden musealen Einrichtungen eine Eintrittskarte erwerben, erhalten innerhalb eines Zeitraums von drei Monaten einmalig 50 Cent Ermäßigung beim Kauf eines Tickets im anderen Museum.
„Beide Museen verfolgen das gleiche Ziel“, erklärt der Leiter des Mindener Museums, Philipp Koch: „Wir wollen unseren Besucherinnen und Besuchern die Geschichte der Stadt Minden und ihre Bedeutung in all ihren Facetten nahebringen.“ Dazu gehöre die Entwicklung des Mindener Gemeingefüges ebenso, wie die Einflüsse, die das ehemalige Bistum Minden über mehr als acht Jahrhunderte genommen habe, betont der Vorsitzende des Dombau-Vereins Minden, Hans-Jürgen Amtage. Der Förderverein ist seit Neugestaltung und Wiedereröffnung im März 2017 Betreiber der Domschatzkammer am Kleinen Domhof.
Das Mindener Museum an der Ritterstraße zählt mit seinen sechs Häusern aus dem 16. Jahrhundert im Stil der Weserrenaissance zu den traditionsreichsten westfälischen Museen. Der Domschatz Minden mit seinem modernen Äußeren gilt mit seinen Exponaten aus elf Jahrhunderten als eine der bedeutendsten Sammlungen christlicher Kunst in Deutschland. „Diese Stärken wollen wir mit der Kooperation im Ticket-Bereich gemeinsam nutzen“, so Philipp Koch.
Minden (DVM). Der gedruckte Führer durch den Domschatz Minden liegt in der zweiten Auflage vor. Das 56 Seiten starke Heft im handlichen DIN-A-6-Format wurde teilweise überarbeitet.
„Der gedruckte Führer ist bei den Besuchern sehr begehrt“, freut sich der Vorsitzende des Dombau-Vereins Minden (DVM), Hans-Jürgen Amtage, über die positive Resonanz von den Domschatz-Gästen. Die erste Auflage wurde Anfang des Jahres in Zusammenarbeit mit der Fachstelle Kunst beim Erzbistum Paderborn erstellt. Namhafte Kunsthistoriker wie der Direktor des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Dirk Syndram, verfassten Beiträge zu verschiedenen Exponaten der Domschatzkammer. Das Geleitwort schrieb Propst am Dom Roland Falkenhahn.
In der zweiten Auflage, die jetzt vorgelegt wurde, seien neue Erkenntnisse zu einzelnen Ausstellungsstücken berücksichtigt worden, erläutert Amtage. „Damit konnten wir die Informationen für die Besucher wieder aktuell halten.“ Jeder Besucher erhält beim Kauf einer Eintrittskarte für den Domschatz das Booklet, um sich so ausführlich über die wertvollen Preziosen der Schatzkammer informieren zu können. Ergänzende Texte ordnen die Exponate in ihre christliche Bedeutung ein. Der Domschatz-Führer kann beim Besucherservice des Domschatzes Minden am Kleinen Domhof 24 auch für eine Schutzgebühr von 2 Euro erworben werden, wenn keine Besichtigung der Schatzkammer geplant ist.
Der Dombau-Verein, der auch die zweite Auflage des gedruckten Führers finanziert hat, verweist zudem auf die Domschatz-App, die in den App-Stores von Apple und Google kostenlos heruntergeladen werden kann. „Diese App nutzen wir als Betreiber des Domschatzes Minden, um noch ausführlicher über die christlichen Kunstwerke aus elf Jahrhunderten zu informieren, ergänzt durch Bildmaterial“, so Amtage. Der DVM-Vorsitzende kündigt außerdem an, dass in Kürze die App auf dem eigenen Smartphone oder Leihgeräten, die beim Besucherservice der Domschatzkammer erhältlich sind, auch als Audioguide genutzt werden könne. „Damit gewinnen wir im Domschatz noch ein Stück mehr Barrierefreiheit.“
Minden (DVM). Der Domschatz Minden ist ab sofort Stempel- und Infostelle am Sigwardsweg und am Jakobspilgerweg Nr. 3 von Minden über Bielefeld nach Soest.
„Wir freuen uns, dass wir in Absprache mit dem Pilgerbüro des Evangelischen Kirchenkreises Minden nun auch Stempelstelle am Jakobsweg und am Sigwardsweg sind“, erklärt Heidi Genrich vom Besucherservice des Domschatzes Minden am Kleinen Domhof. „Damit sind wir auch Ansprechpartner für die Pilgerinnen und Pilger, bieten ihnen neben den bekannten Pilgerausweisen auch Literatur rund um die heimischen Pilgerwege an.“ Das Bild des Pilgerstempels zeige einen der beiden Türzieher mit Löwenkopf aus dem 13. Jahrhundert, so Genrich. Die Originale sind im Domschatz Minden ausgestellt, Kopien finden sich an der Pforte zum Mindener Dom.
Domschatz Minden Ort der Einkehr
„Seit einigen Jahrzehnten ist das Pilgern in Europa von vielen Menschen wiederentdeckt worden“, erinnert Hans-Jürgen Amtage, Vorsitzender des Dombau-Vereins Minden (DVM), der Betreiber des neu gestalteten Domschatzes Minden ist. Das steigende kulturelle Interesse und der Wunsch nach Entschleunigung besonders auf dem Wegenetz des Jakobsweges und des Sigwardsweges seien Gründe für den Dombau-Verein, die Schatzkammer auch als Anlaufstelle für Pilger zu öffnen. „Das Betrachten der Jahrhunderte alten Exponate und besonders das Original des Mindener Kreuzes mit seinem eigenen Raum im Domschatz bieten viele Möglichkeiten zur Besinnung und zur Einkehr“, betont Amtage. Hinzu komme die zentrale Lage am Startpunkt des dritten Jakobspilgerweges.
Vorträge zum Thema Pilgern
Mit der Eröffnung der Stempelstelle im Domschatz plane der Dombau-Verein in den kommenden Monaten im Haus am Dom zudem Vorträge zum Thema Pilgern, blickt DVM-Geschäftsführer Dietrich Seele in die nahe Zukunft. Eine entsprechende Unterstützung bei der Organisation sei vom Pilgerbüro bereits signalisiert worden.
Der dritte Jakobspilgerweg ist von der Altertumskommission für Westfalen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) erforscht und eröffnet worden. Die 145 Kilometer lange Trasse führt vom Mindener Dom über Porta Westfalica, Bad Oeynhausen-Eidinghausen, Löhne-Gohfeld, Herford, Bielefeld, Gütersloh, Rheda-Wiedenbrück, Langenberg und Lippstadt bis Soest.
Minden (DVM). Mit neuen Erkenntnissen zur Geschichte der Goldenen Tafel aus dem Mindener Dom ist Dr. Dieter Köcher aus Berlin in die Weserstadt gekommen.
Der Diplom-Restaurator bei der Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem hölzernen Retabel in Form eines gotischen Flügelaltars aus dem 15. Jahrhundert. Das Original der Goldenen Tafel aus dem Mindener Dom zählt heute zu den wertvollsten Exponaten des Bode-Museums in Berlin. Eine kleinere Version des Altars wurde im späten 19. Jahrhundert für St. Johannis Baptist in Herford gefertigt.
Im Chor des Mindener Domes befindet sich seit 2002 eine Rekonstruktion des Flügelaltars, die der Dombau-Verein Minden finanziert hat. Alle drei Goldenen Tafeln sind in Motivwahl, Stil und künstlerischer Ausgestaltung ähnlich, keine jedoch ist eine exakte Kopie einer anderen.
Original der Goldenen Tafel nicht mehr ursprünglich
Das Original der Goldenen Tafel im Berliner Bode-Museum ist nicht mehr in seinem ursprünglichen Zustand erhalten. Viele Figuren sind verschollen oder wurden auf ihren Plätzen getauscht. Die Bemalung und Vergoldung des Altars ist größtenteils verlorengegangen. Für Restaurator Dieter Köcher, der Kenner von Materialien und Techniken der Bildhauerkunst im frühen und hohen Mittelalter ist, genug Herausforderungen, dem ursprünglichen Aussehen des Originals auf die Spur zu kommen.
So konnte der Wissenschaftler inzwischen belegen, dass die Tafel aus dem 15. Jahrhundert ursprünglich keinen matten Goldbelag trug, wie es heute dargestellt ist. Befestigungsstrukturen auf der romanischen Predella, auf der die Goldene Tafel stehen, wiesen zudem darauf hin, dass dieser ehemalige Schrein ein Dach trug, ähnlich dem Reliquienschrein in der Klosterkirche Loccum, betont Köcher.
In Magazinen des Bode-Museum fündig geworden
Während vor drei Jahren überraschend eine Heiligenfigur aus der Predella in Hildesheim bei der Auflösung eines Privatbesitzes auftauchte, ist Dieter Köcher auch in den Magazinen des Bode-Museums fündig geworden, wie er dem Vorsitzenden des Dombau-Vereins Minden, Hans-Jürgen Amtage, bei seinem Besuch im Dom berichtete. Zwei weibliche Heiligenfiguren waren in dem Museum vor vielen Jahrzehnten deponiert, aber nicht der Mindener Goldenen Tafel zugeordnet worden. Der Abstand der Befestigungslöcher im hinteren Figurenbereich weise aber darauf hin, dass sie an zwei Stellen des Schreins genau mit den dortigen Befestigungselementen kompatibel seien, so der Restaurator. Auch die Zeit der Fertigung konnte aufgrund von Untersuchungen noch genauer eingegrenzt werden.
Das Original der Goldenen Tafel war bis zur Aufhebung des Mindener Bistums ein prominentes Ausstattungsstück im Dom zu Minden. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Goldene Tafel aus Zeitgeistgründen durch einen Barockaltar ersetzt, der beim Bombenangriff auf Minden am 28. März 1945 verbrannte. Die Goldene Tafel wurde lange Zeit zusammengeklappt im Dom gelagert. Das Holz und die Bemalung der Tafel wurden während dieser Zeit stark angegriffen. Die Tafel wurde 1909 für 40.000 Reichsmark von der Domgemeinde an das Bode-Museum in Berlin verkauft, wo sie heute jährlich von zehntausenden Besuchern besichtigt wird.
Nachdem Versuche eines Rückkaufs der Originaltafel gescheitert waren, entschied sich die Domgemeinde 1999 für die Rekonstruktion der Originaltafel. Die Südtiroler Bildhauer Wilhelm und Hugo Senoner rekonstruierten die Goldene Tafel anhand der Vorlagen in Berlin und Herford und älterer Skizzen und Fotografien. Unterstützt wurden die Künstler durch Paderborner Restaurierungsspezialisten. 2002 konnte die Rekonstruktion dann im Dom geweiht werden.