Sonderausstellung: Die nackte Wahrheit über Hamburgs Luden
Artikel aus der Hamburger Morgenpost vom 28. August 2015
Sie hießen „Wiener Peter“, „Corvetten Ralf“ und „Karate Tommy“ – eine Sonderausstellung im St. Pauli-Museum beschäftigt sich mit Zuhältern, die jahrzehntelang den Kiez beherrschten. Titel: „Luden – Banditen, Bagaluten, Beschützer?“
„Wir wollen den Mythos vom Zuhälter entzaubern“, sagt Julia Staron vom Vorstand des St. Pauli-Museums. Denn der Job des „Beschützers“ im Milieu wird oft glorifiziert: Harte Jungs mit dicken Wagen, die sich nur an die eigenen Regeln halten. Und die mit ihrem Charme Frauen ins Gewerbe locken. Julia Staron: „Die meisten Frauen sagen ,mein Mann‘, wenn sie von ihrem Zuhälter sprechen.“
Schautafeln, Interviews und Videos erzählen von den Legenden, die sich in den 70er und 80er Jahren um Luden-Gruppierungen wie die „Nutella-Bande“ und „GmbH“ rankten – und von der eskalierenden Gewalt. Und heute? „Die weiße Dame hat den Kiez kaputtgemacht“, sagt Waldemar Paulsen (68), Ex-Milieu-Fahnder und Buch-Autor bei der Ausstellungseröffnung. Die „weiße Dame“ ist Kokain. Eve Champagne (30), die am Wochenende Kiez-Führungen anbietet, ergänzt: „Das Geschäft ist härter geworden.“
Das Bild zeigt einen Teil der Ausstellung: historische Zeitungsausschnitte. Foto: Marius Roeer
St. Pauli-Museum, Davidstraße 17, Luden-Sonderausstellung bis 31. Dezember 2015, Mo geschlossen, Di, Mi 11-21 Uhr, Do, Fr 11-23 Uhr , Sa 11-0 Uhr , So 11-18 Uhr. Eintritt 5 Euro