Um 764 von der Familie des fränkischen Gaugrafen Cancor gegründet, begann mit der Überführung der Nazarius-Reliquie 765 aus Rom ins Lorscher Kloster der wirtschaftliche Aufstieg der Abtei. In wenigen Jahrzehnten erstreckte sich der Besitz an Gütern aus Schenkungen an den Hl. Nazarius von der Nordseeküste bis an den Alpenrand.
772 wurde das Kloster an Karl den Großen übertragen, der es unter seinen Schutz stellte und ihm die Immunität gewährte. Lorsch war nun Reichskloster und vor den Begehrlichkeiten und Zugriffen der umliegenden Bischöfe und Adeligen geschützt. Dieses Privileg sollte bis 1232 Bestand haben, als das Kloster an Mainz fiel, die Benediktiner vertrieben und zuerst durch Zisterzienser und diese kurz darauf durch Prämonstratenser ersetzt wurden.
Seit seiner Gründung in karolingischer Zeit bis weit in das Hochmittelalter zählte das Kloster Lorsch zu den wichtigsten kulturellen Zentren zur Verbreitung der am Königshof entwickelten Bildungsprogramme. Berühmtheit erlangte die Abtei durch ihr Skriptorium und ihre umfangreiche Bibliothek, eine der größten und bedeutendsten des Mittelalters. Heute sind die noch erhaltenen Werke auf weltweit 54 Orte in 17 Ländern verstreut, wovon eines, insbesondere wegen seines wegweisenden Vorwortes, das ein Plädoyer für die Beschäftigung mit dem Erbe der heidnischen Antike abgibt, Eingang in das Weltdokumentenerbe der UNESCO erhielt: das Lorscher Arzneibuch.
Drei Bauten der ehemals großen Anlage sind verblieben: ein Fragment der Nazarius-Basilika, ein Abschnitt der Klostermauer und die berühmte Königshalle. Im benachbarten Lorscher Museumszentrum gibt die klostergeschichtliche Abteilung Einblick in die Geschichte des UNESCO-Welterbes. Mit der Neugestaltung von 2014 wurde das Lorscher Welterbe um zwei Vermittlungs- und Forschungsbereiche erweitert: das Freilichtlabor Lauresham und das Schaudepot Zehntscheune mit seinem kürzlich eröffneten Anthropologieraum für Workshops und Themenführungen.